Einwohnerzahl am 31. Dezember 2021 laut wikipedia.org/wiki/Biebertal | 9978 |
Die Einwohnerzahl Biebertals sinkt. (Grafik) Wenn man Wikipedia glauben darf, dann ist die Bevölkerungszahl in unserer Gemeinde zwischen Ende 2020 und Ende 2021 um 77 Einwohner geschrumpft. Das schmälert auf Dauer nicht nur das Monatsgehalt der Bürgermeisterin (statt B3 erfolgt eine Vergütung nach B2), sondern auch einige Zuschüsse aus dem Kommunalen Finanzausgleich verringern sich. Biebertal liegt damit im bundesweiten Trend, dass die Bevölkerung abnimmt und nur in den Ballungsgebieten wächst. Ich verstehe die Leute, die in Frankfurt arbeiten und schneller ans Ziel kommen, wenn sie sich in Pohlheim oder Linden ansiedeln. Gründe, die dennoch für Biebertal sprechen, sollen in diesem Artikel nicht diskutiert werden. Die Frage stellt sich mir, ob dann immer noch neue Baugebiete ausgewiesen werden müssen. Aber vielleicht gibt es andere Wege, um zu mehr Einwohner/innen zu kommen.
Ich möchte auf die Situation der Flüchtlinge verweisen. Ein sehr positives Beispiel stellt die Aufnahme der Hugenotten in Offenbach und Hanau dar. “Nicht überall wurden die Glaubensflüchtlinge aus Frankreich begeistert aufgenommen. Zu den aufnahmebereiten Landesherren gehörte der im Schloss zu Offenbach residierende Graf Johann Philipp von Isenburg, dessen Familie bereits 1597 den reformierten Glauben angenommen hatte. Um die Hugenotten längerfristig anzusiedeln, gewährte Graf Johann Philipp seinen Neubürgern weitreichende Privilegien, die auch für spätere Zuwanderer und deren Nachkommen gelten sollten.” – 1699 Ersterwähnung. Nicht weit entfernt wurde sogar ein neuer Ort für die Flüchtlinge gegründet: Neu – Isenburg.
Der Graf von Isenburg handelte sicher seiner christlicher Überzeugung gemäß. Zugleich muss er gewusst haben, dass er damit eine Vielzahl an Menschen ins Land holte, die beruflich qualifiziert waren. Der erwartete wirtschaftliche Aufschwung blieb nicht aus. Hanau, Offenbach und Neu – Isenburg profierten mehrere Jahrhunderte von der Ansiedlung der Flüchtlinge aus Frankreich.
Biebertal sollte sich nach nach meiner Meinung nicht nur offen gegenüber Flüchtlingen zeigen (was es tut), sondern sie bewusst in die Gemeinde holen. Die Menschen aus der Ukraine haben in ihrer Heimat in Berufen gearbeitet, die auch bei uns gefragt sind. Junge Flüchtlinge aus den verschiedensten Staaten Afrikas könnten integriert werden, wenn man ihnen gezielt Ausbildungsplätze anbietet für Berufe, die bei uns immer rarer werden. Das passiert zwar zum Teil, aber eher durch Zufall. Biebertal sollte offensiv damit werben. Der größte Teil der Flüchtlinge hat so viele Strapazen und Entbehrungen auf sich genommen, dass diese Willensanstrengung und Energie – in die richtigen Bahnen gelenkt – ihnen selber, aber auch der Entwicklung der Gemeinde helfen könnte. Wenn man sich die Zusammensetzung der Bundesliga anschaut, wären junge Afrikaner vermutlich sogar ein Gewinn für die örtlichen Fußballvereine. Und nicht zuletzt: Wir haben auf unserer Namibia-Südafrika-Reise so viele fröhliche und optimistische schwarze Menschen kennengelernt, trotz teilweise schlechter Lebensverhältnisse, dass solch positive Beispiele uns allen sicher gut täten.
Quelle: Haushaltsdaten.de/biebertal//downloads/biebertal-haushalt-2022.pdf
Quelle: Offenbach.de/ Haus der Stadtgeschichte/Geschichte der Hugenotten.php