Schlaganfall => 112 anrufen, sofort!

Sag mal Doktor, kannst Du nicht mal was zum Schlaganfall schreiben?

Bild: Herbanod.de

Das Gehirn wird über große Arterien: die inneren Halsschlagadern (Karotiden) und die Wirbelarterien mit Blut versorgt. Die inneren Halsschlagadern bringen Blut vom Herzen vorn über den Hals zum Gehirn, während die Wirbelarterien über den Nacken verlaufen. Im Schädel vereinigen sich die Wirbelarterien und bilden die Schädelbasis-schlagader.

Wie bei den Herzkranzgefäßen, die den Herzmuskel mit Blut, Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, sind auch die Gefäße im Kopf “Endstrecken”. Das heißt, wenn sich eine Ader zusetzt, werden die dahinter liegenden Gebiete nicht mehr versorgt. Im schlimmsten Fall sterben die Zellen also ab: Infarkt = Gewebsuntergang (Nekrose) infolge einer Sauerstoffunterversorgung (Hypoxie) durch unzureichenden Blutzufluss (Ischämie).

Ein Schlaganfall kommt, wie das Wort schon beschreibt, plötzlich – oft unerwartet und kann ein akut lebensbedrohlicher Zustand sein. Daher sofort die 112 anrufen. Es kommt auf jede Minute an.
Wenn der Blutfluss rasch wieder hergestellt oder die Blutung gestoppt werden kann, besteht die Chance, dass Zellen sich wieder erholen und die Funktionsausfälle gering bleiben oder gar zurückbilden. Je länger es dauert, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Zellschäden auftreten, die dann kaum wieder gut zu machen sind.
(So etwas kann sich in ähnlicher Weise in allen Organen abspielen; das heißt dann im Medizinjargon nur anders.)

Beim Schlaganfall im Gehirn gibt es zwei Varianten:
1. den Gefäßverschluss = ischämischer (»unblutiger«) Schlaganfall (80 %) durch arteriosklerotische Plaques (im Volksmund Arterienverkalkung) oder durch einen Thrombus, ein Blutgerinsel das das Gefäßlumen verlegt, an einer engen Stellen stecken bleibt und
2. die Blutung = hämorrhagischer (»blutiger«) Schlaganfall (20 %) durch Zerreißen einer Gefäßwand, z.B. wenn auf der Toilette beim Drücken zu viel Druck im System aufgebaut wird oder durch ein Aneurysma (krankhafte Aufweitung eines Blutgefäßes) oder bei einer Gefäßanomalie.
Als 3. Variante kennen wir noch die transitorische ischämische Attacke (TIA), eine kurzzeitig unzureichende Durchblutung von Teilen des Gehirns, die eine vorübergehende Störung von Gehirnfunktionen verursacht. Da die Blutversorgung dabei schnell wieder in Gang kommt, stirbt kein Hirngewebe ab wie bei einem Schlaganfall. Allerdings ist eine TIA oft ein frühes Warnsignal für einen möglicherweise bevorstehenden Schlaganfall und sollte sehr ernst genommen werden.

Bild: Hospital Hua Hin, Bangkok

Symptome: Hier kommt es darauf an, wo im Gehirn, in welchem Blutgefäß sich die Katastrophe ereignet und damit welche Funktionen des Gehirns dann betroffen sind. Sehr häufig sind

  • Plötzliche Lähmung oder Gefühlsstörungen oder Unfähigkeit, Teile des Gesichts, des Arms oder des Beins zu bewegen – insbesondere auf einer Körperseite; Bewegungs- und Gehstörungen (Koordinationsstörungen)
  • Verwirrung – einschließlich undeutliche Sprache, Schwierigkeiten beim Sprechen, Schwierigkeiten beim Verstehen von Gesprochenem oder auch Verlust der Lesefähigkeit, des Wortfindens
  • Verlust von Gleichgewicht und Koordination, was zu Stürzen führt
  • plötzliche starke Kopfschmerzen, zum Teil mit Erbrechen
  • plötzliche Sehtrübung und Sehverlust, insbesondere auf einem Auge oder auch auf beiden Augen
  • Schluckbeschwerden
  • Metallischer Geschmack im Mund oder auch ungewöhnliche Empfindungen bzw. Empfindungsverlust in einem Arm oder Bein oder auf einer Körperseite
  • Agnosie = Unfähigkeit einen Stimulus nicht erkennen;
    eben alles mögliche, was vom Gehirn aus gesteuert wird.

Warum treten Symptome nur auf einer Körperseite auf?

Passiert die Störung im Großhirn, dem Walnuss-ähnlichen Teil des Gehirns, das neben Handlungen und Gefühlen auch Bewegungen steuert und sorgt dafür, dass äußere Sinneseindrücke verarbeitet werden, finden sich die Folgen von Hirnnevenstörungen (z.B. Sprache, Gesichtsnerv) auf der gleiche Seite, die motorischen und sensorischen Körpersymptome jedoch auf der gegenüberliegenden Seite, da die Nervenbahnen im Nacken kreuzen.
Liegt die Störung in den tieferen, älteren Strukturen des Gehirns, sind grundsätzlichere Koordinationsleistungen gestört, was ebenso wie der Platzmangel bei Blutungen schnell lebensbedrohlich sein kann.

Risikofaktoren: Arteriosklerose = Verengung der Arterien durch Fettablagerungen in den Arterienwänden, Bluthochdruck, Diabetes (Zuckerkrankheit), Übergewicht und Rauchen. Je mehr dieser Risikofaktoren jemand auf sich vereint, um so gravierender steigt mit der Zahl das Risiko.

Uralte Verwandte beeinflussen Gesundheit heute

Mandatory Credit: Photo by De Agostini Picture Library/REX/Shutterstock (5165320a) Mummy of Thutmose IV. Detail. Egyptian civilisation, New Kingdom, Dynasty XVIII. Cairo, Egyptian Museum VARIOUS

Der diesjährige Nobelpreisträger in Medizin Prof. Dr. Svante Pääbo vom Max-Plank-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat zur Aufklärung evolutionärer Verwandtschaftsverhältnisse beigetragen. Er konnte mit Hilfe der Molekulargenetik aber auch zeigen, dass dieses Jahrtausende alte Erbe bis in die Neuzeit fortwirkt. So beeinflussen archaische Gensequenzen von längst ausgestorbenen Hominiden, wie den Neandertalern z.B., noch heute physiologische Prozesse und sind für heutige Erkrankungen von Bedeutung. Sie entscheiden z.B. mit, wie unser Immunsystem auf den COVID-19-Virus reagiert.

Nur ein Vierteljahrhundert liegt zwischen dem ersten Entdeckungshöhepunkt, Mumien-DNA sequenzieren zu können, und der Analyse von ausgestorbenen Hominiden und anderer Vorfahren.
2010 markiert das Jahr der größten Durchbrüche. Es gelang, die längste Genomsequenz von Neandertalern zu veröffentlichen. Ins gleichen Jahr fiel die Veröffentlichung über die Funde in der Denisova-Höhle in Sibirien. Dort wurde die gut erhaltene DNA aus Fingerknochen einer bisher unbekannten Hominiden-Familie entdeckt und damit zugleich überkommene evolutionäre Vorstellungen korrigiert.
Der größte Genpool des modernen Menschen kommt tatsächlich aus Afrika, aber 1-3 % des Genoms aller Meschen außerhalb der Subsahara stellen ein Neandertal-Erbe dar. Zusätzlich stammen 5 % des Genoms von der Denisova-Hominiden-Gruppe ab. Die Neandertaler speisten außerdem Genmaterial in die Denisova-Bevölkerung ein, die ihrerseits Input von einer noch unbekannten Hominiden-Familie erhielten, die sich vor mindestens 1 Million Jahre von der menschlichen Genlinie abspaltete. Zusammengefasst: “Fast alle sind mit allen verwandt.”

Mehr und vieles Interessantes mehr lesen Sie auf unserer Wissens-Seite

Quelle: Dr. med. Martina Lenzen-Schulte
Dt. Ärzteblatt, Jg. 119, Heft 41, 14.10.2022, S. A1752-1754

Haben Sie Rooibos – Tee im Haus?

Rooibos- Strauch, auf Deutsch Rotbusch, botanisch Asphalatus linearis, ein Hülsenfrüchtler

Ich hoffe, er schmeckt nicht nur, sondern tut Ihnen auch gut. Wir waren vor einigen Tagen in Clanwilliam in der Provinz Northern Cape in Südafrika und haben eine Menge über diesen Tee erfahren. Bei uns ist es eben nur Tee, aber in Wirklichkeit viel mehr: Heilpflanze, Küchenzutat, Grundlage für Kosmetika aller Art.
Die Gegend um Clanwilliam mit dem einzigartigen Gebirge Cederberg mountains, etwa 300 km nördlich von Kapstadt, ist die Heimat der Wildform des Rooibos.

Der Cederberg
in Südafrika

Rooibos hat als erstes afrikanisches Produkt 2021 Ursprungsschutz in der EU erhalten!

Der Rooibos-Antrag war bereits im August 2018 vom South African Rooibos Council (SARC) eingereicht worden, einer Branchenorganisation, die Unternehmen vertritt, die an der Verarbeitung, Verpackung, Vermarktung und dem Export von Rooibos-Tee beteiligt sind. Die Organisation repräsentiert damit 80 Prozent der Menge und des Marktwertes der jährlichen Produktion von Rooibos.

Noch mehr zum Rooibos und ein leckeres Rezept für Eistee aus Rooibos-Tee findet ihr im Bereich Natur.

Bilder: E. Renell
Quelle: euactiv.com

WARNUNG – Giftköder

Giftköder oder Gerüchte über Giftköder tauchen auch immer wieder in Biebertal auf.
Nun war unlängst in Facebook die obige Meldung mit Belohnungsankündigung zu lesen.

Meine Recherche unter der angegebenen Telefonnummer führte mich schließlich zu einer netten Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Mittelhessen. Sie entkräftet meine Befürchtung, der Aushang betreffe unser Biebertaler Rodheim.

Vor allem aber erfuhr ich dort, dass Hinweise auf Giftköder und Informationen zur Ergreifung von Tätern für unseren Bezirk an die Polizeistation Gießen Süd, Ferniestraße 8, 35394 Gießen. Telefon: Wache: 0641/7006-3555 oder -3556, Zentrale: 0641/7006-0 zu melden sind.

Foto: Facebook

Senioren-Tagespflege in der Alten Schule Rodheim

Gastbeitrag von Tanja Wagner-Schmidt, Gemeinde Biebertal

Alle Seniorinnen und Senioren können tagsüber das gesellige Miteinander, die anregenden Angebote, die gute Verköstigung  sowie die fachliche Betreuung in Anspruch nehmen und sind nachmittags wieder daheim.
Als älterer, auf Hilfe angewiesener Mensch möchte man seine Lieben, die ja oftmals berufstätig sind, gar nicht so sehr belasten. In dieser Hinsicht bietet Tagespflege den Angehörigen wertvolle Unterstützung, sie teilt sich mit ihnen die Betreuung und Verantwortung.

Die Pflegekassen fördern die Tagespflege in ganz besonderer Weise. Diejenigen, die die Pflege bisher selbst sichergestellt haben, können nämlich zusätzlich die Mittel für die Tagespflege in Anspruch nehmen, ohne dass sie dadurch Abzüge vom Pflegegeld haben. Und auch wenn der häusliche Pflegedienst schon  tätig ist, steht zusätzlich noch einmal derselbe Betrag für Tagespflege zur Verfügung. Schon mit dem Pflegegrad 2 kann man die Tagesbetreuung deshalb an 2 bis 3 Tagen in der Woche praktisch ohne Zuzahlung wahrnehmen.
Darüber hinaus kann der monatliche Entlastungsbetrag in Höhe von 125,- Euro abgerufen werden.

Bitte fragen Sie an, ob momentan noch freie Plätze zur Verfügung stehen.
Das Angebot darf wieder in Anspruch genommen werden, gerne auch erst einmal probeweise nur einen Tag.

Ihre Ansprechpartner sind:
Teamleitung, Maria Mazzotta,, Tel (06409)7064  und Geragoge, Ludger Hellmann, Tel (06409)3045

Lesen Sie den vollständigen Beitrag auf der Rodheim-Seite

Foto: Tagespflege

Unterschätzt: “Die stille Krankheit”

Röntgenbild: Parodontose

Warum unterschätzt?

Immer mehr werden in der Medizin chronische Infektionen als Mitverursacher von Krankheiten
und als hoher Risikofaktor diskutiert, z.B. bei folgenden Erkrankungen:

  • Diabetes (Zuckerkrankheit)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose, Angina Pectoris (Engegefühl in der Brust bei Belastung), Herzinfarkt, Schlaganfall
  • Niereninsuffizienz (nicht mehr ausreichend arbeitende Nieren, fehlende Entgiftungsfunktion)
  • Bluthochdruck (Plaques in den Gefäßen, u.a. aufgrund chronischer Entzündungsprozesse)
  • erektiler Dysfunktion (Erektionsschwäche)
  • Pneumonie (Lungenentzündung)
  • Rheumatoider Arthritis (Gelenkentzündungen)
  • entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
  • aber auch bei der Entstehung von bösartigen Tumoren im Kopf-, Halsbereich, dem Atmungstrakt oder Magen und Pankreas (Bauchspeicheldrüse)
  • Alzheimer Demenz

Was ist mit stiller Krankheit gemeint?

Die stille, schleichende und daher oft chronische, häufig nicht bemerkte, Erkrankung meint die Entzündung des Zahnfleisches (= Gingivitis) und, schwerer wiegend, die Zerstörung des Zahnhalteapparates (Parodontose). Das kann bis zum Zahnverlust führen. Insbesondere aber sind die schleichenden systemischen Folgen im Organismus (siehe oben) problematisch, da eine unzureichende Mundhygiene über die Zeit schwerwiegende Erkrankungen und vorzeitigen Tod nach sich ziehen kann. Das geschieht, wenn von den in der Mundhöhle vorkommenden Bakterien für uns giftige Stoffwechselprodukte oder gar Bakterien in die Blutbahn gelangen, die dann auch andernorts im Körper zu schwelenden Entzündungen führen.

Daher hier ein Plädoyer für gute Mundhygiene und regelmäßige professionelle Zahnreinigung!

Der ausführliche Artikel auf unserer Gesundheitsseite.

Quellen: Hessisches Ärzteblatt, 9/2022, S. 495-501 Prof. Drs. med.dent. Peter Eickholz und Dettina Dannewitz
Foto: Lindemann

Zum Verständnis von Impfungen

Herbst und Winter kommen und damit wird das Thema Impfung wieder aktuell und sollte verstanden werden.

Impfen ist eine der wichtigsten und erfolgreichsten medizinischen Errungenschaften, die je erdacht bzw. gefunden wurden.
Impfen hat schon vielen Millionen das Leben gerettet.
Warum?
Noch bis in die Zeit kurz nach dem 2. Weltkrieg starben viele Kinder daran, dass die Lebensverhältnisse oft schmutzig waren, die Kinder wenig zu essen hatten und vor allem an Infektionskrankheiten, manchmal an Seuchen wie Typhus oder Cholera (schwere Durchfallerkrankungen).

Reaktion:
Heutzutage bekommen Babys in unseren Breitengraden schon im Alter von wenigen Wochen ihre ersten Impfungen, die sie gleich vor mehreren schlimmen Krankheiten schützen – etwa Keuchhusten (Pertussis), Kinderlähmung (Poliomyelitis) und Diphtherie (Halswürger); aber auch weitere Schutzimpfungen sind während der nächsten Jahre oft überlebenswichtig und schützen zudem andere vor Erkrankungen.

Wie funktioniert eine Impfung?
Unser Körper muss sich ständig mit Umweltsituationen auseinandersetzen. Dazu gehören auch Mikroorganismen, die um uns, auf uns und in uns leben. Beispiele: Bakterien, Hefen und Pilze.
Viele von ihnen helfen uns zu überleben, andere können uns krank machen.
Beim ersten Kontakt mit pathogenen (krankheitserregenden) Keimen werden wir in der Regel krank.
Während wir dann die Infektionskrankheit durchlaufen und sie überstehen, trainieren wir mit den neu gewonnen Informationen über die fremden chemischen Oberflächen und Moleküle unser Immunsystem. Wir bilden dabei selbst chemische Erinnerungen in besonderen Zellen, die bei einem neuen Kontakt mit so einem Fremdmolekül (=Antigen), z.B. eines Bakteriums oder Virus) in der Lage sind, sehr schnell eine Immunantwort (Antikörper) zu geben und damit den krankmachenden Angreifer zu neutralisieren.
Impfstoffe ahmen den Kontakt mit einem Krankheitserreger nach – bieten z.B. Teile der Oberflächen von Viren oder Fremdmolekülen an, ohne selbst die Krankheit auszulösen.
Dadurch löst der Impfstoff nur die schützende Abwehrreaktion des Immunsystems aus. Der Impfstoff ist sozusagen die Schule für das Immunsystem (das Abwehrsystem höherer Lebewesen, das Gewebeschädigungen durch Krankheitserreger verhindert).

Krankheitserreger sind auf Wirtsorganismen angewiesen. Viren – wie das Corona- oder Grippe-Virus z.B. sind nicht einmal Lebewesen. Sie können sich nicht selbständig vermehren, sondern brauchen ein fremdes Lebewesen, dessen Zellen sie bei Befall umprogrammieren. Sie geben eine Kopieranweisung in die verschiedenen Zellorganellen (kleine Organe der Zellen). Je nach Erreger entstehen dabei in einer Zelle zwischen 50 – 100 (Lippen-Herpes) und 1000 (Kinderlähmung) neue Viren. Bakterien, wie auch andere Mikroorganismen sind zwar eigenständige Lebewesen, brauchen aber Umgebungen, in denen sie sich ernähren und vermehren können.
Um immer weiter zu existieren, werden immer neue Wirtsorganismen benötigt, die über eine Infektion erreicht werden – z.B. durch die Luft (Aerosole) oder durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten.

Treffen infektiöse, krankheitsauslösende Keime allerdings auf Menschen (Tiere, Pflanzen), die immun sind, die sich nicht anstecken lassen und auch keine Keime an andere weitergeben, kann dies allmählich zur Ausrottung dieser Krankheitserreger führen – es sei denn, diese können auch – z.B. im Boden oder in Tieren – überdauern und dort lange Zeit auf neue Opfer warten.
Je nach Krankheitserreger reicht es, wenn 90-95 % der Menschen einer Population (Gesamtheit aller Individuen einer Art, die an einem Ort leben) geimpft, also immun, sind (Herdenschutz).
Auf diese Weise, weil genügend Menschen geimpft waren, kommt z.B. die Kinderlähmung in Europa nicht mehr vor.
Es gibt das auslösende Virus nur noch in sehr wenigen Ländern auf der Welt – von wo aus es sich wieder ausbreiten könnte, wenn die Impfquoten unter die notwendigen 90-95 von 100 % fallen..

Zum Schluss noch: Faktencheck zum Thema Impfnebenwirkungen
Ja, manchmal kommt es zu Überreaktionen auf einen Impfstoff, der ja auch ein Fremdköper für unseren Organismus ist. Bestehen besondere Sensibilitäten, kann so etwas geschehen. Das kann man in der Regel nicht vorhersehen. Andererseits ist das Leben nie ohne Risiko und in Abwägung von Gewinn und Gefahr schlägt, nach statistischer Wahrscheinlichkeit, die Waage im Sinne der Allgemeinheit in Richtung Impfung aus. Für persönlich Betroffene sieht das freilich anders aus, ohne dass sich daraus zu verallgemeinernde Schlussfolgerungen ziehen lassen und eine generelle Impfangst angemessen wäre. Ebenso sind Spritzenphobien ein eigenes Angstthema, das behandelt werden kann.

Foto: Flikr: Dirk Vorderstraße

Autismus + Schizophrenie + normale Gehirne

„Nichts in der Biologie macht Sinn, außer im Lichte der Evolution“, lautet der Titel einer Arbeit des ukrainischen Genetikers Theodosius Dobzhansky (1900-1975).

Mit diesem Satz existiert sowohl für die Schizophrenie als auch für den Autismus ein Paradoxon: 
Beide Krankheiten sollten längst verschwunden sein.
Stattdessen kommen beide Erkrankungen relativ häufig vor: Schizophrenie 1,5 %, Autismus 2,2 % in der Gesamtbevölkerung. Dabei weisen beide Erkrankungen eine hohe Erblichkeit auf, wobei bei Geschwisterkinder von Patienten einzelne Symptome oder mildere Formen gehäuft vorkommen.
Die Genetik ist hier also ein interessanter Faktor, wobei an der Autismus-Spektrum-Störung mehr als 1.000 Gene beteiligt sind.
Es gibt also, wie so oft, keine uniforme genetische Ursache. Entsprechend wird also nicht die Krankheit vererbt; es besteht bei Vorbelastung lediglich eine bestimmt Wahrscheinlichkeit, diese Krankheit zu bekommen.

Wichtig ist auch hier das Zusammenspiel von biologischer Gehirnreifung und Lernprozessen in der physikalischen (Motorik) und vor allem in der psychosozialen Umwelt (Aufmerksamkeit, Persönlichkeit und Sprache), die während der Entwicklungsfenster des Lernens in einer Umwelt vorhanden sind und angeboten werden – oder nicht.

Die Größe von normal entwickelten Gehirnen liegt zwischen denen von Patienten mit positiv-symptomatischer Schizophrenie und Patienten mit Autismus.

Den vollständigen Artikel lesen Sie auf unserer Gesundheitsseite.

Quelle: Zusammenfassung Lindemann nach einem Artikel von: Spitzer M., Editorial Nervenheilkunde 2022; 41. 294-307

Konsum psychoaktiver Substanzen

Der Konsum psychoaktiver Substanzen – vom Alkohol über Kokain bis Tabletten – ist in der Bevölkerung weit verbreitet. Er ist einer der Hauptrisikofaktoren für die globale Krankheitslast und vorzeitige Sterblichkeit.
Vielen Einnehmenden ist nicht einmal bewusst, was sie da tun und welcher Gefahr sie sich aussetzen: von z.B. einer Psychose bis zum Magendurchbruch. Neben den legalen und illegalen Drogen, sind es Medikamente, vom Beruhigung- über Potenz- bis zu Schlafmitteln -, die medial mit Halbwahrheiten beworben und an das nicht ausgebildete Publikum frei verkäuflich abgegeben werden. z.B. Schmerzmittel werden angepriesen, als hätten sie nur lokale, keine systemische, ganzkörperliche Wirkung. Von vielen Menschen wird solcher Konsum, wie auch der von Alkohol, Coffein oder Nikotin, als normal empfunden; während das gleiche Verhalten im Sport als Doping verurteilt wird.

Die weite Verbreitung, der riskante Gebrauch bis hin zur Abhängigkeit ist von großer persönlicher Bedeutung für Gesundheit und Lebenserwartung, wie auch volkswirtschaftlich relevant. Allein die jährlichen Folgekosten aus dem Konsum von Alkohol und Nikotin in Deutschland belaufen sich auf geschätzt 160 Milliarden Euro.
Der Cannabiskonsum hat sich von 1995 bis 2018 verdoppelt, Diese Substanz ist insbesondere für jugendliche Konsumenten bedenklich, das sie die Gehirnentwicklung und -ausreifung behindert. Zudem gehen Suchforscher davon aus, dass jede zehnte Person mit regelmäßigem Konsum eine Abhängigkeit aufweist.

Mehr Informationen und Zahlen – auch zu anderen Drogen lesen Sie auf unserer Gesundheitsseite

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 119, Heft 31-32, 8. August 2022
Substanzkonsum in der Bevölkerung + Konsum psychoaktiver Substanzen in Deutschland,
Ergebnisse des Epidemiologischen Suchtsurvey 2021

Corona schlägt doppelt zu

In einer vernetzen Welt mit erheblicher Reisetätigkeit, auch zwischen den Kontinenten, wirken sich die Entwicklungen andernorts schnell auch bei uns aus. Zudem trägt der Klimawandel dazu bei, dass bislang tropische Erkrankungen immer mehr zu uns in heimische Gefilde einwandern.

Sollten auch Sie oder Ihre Kinder von der unten beschriebenen Versorgungslücke betroffen sein, gehen Sie bitte zu Ihrem Arzt und lassen sich beraten bzw. impfen.

Inzwischen zeigt sich, dass die Corona-Pandemie sich deutlich negativ auf die Ergebnisse der HIV– (Aids), 
Tuberkulose– (Schwindsucht) und (Wechselfieber) Malariabekämpfung ausgewirkt hat.
Die WHO zeigte unlängst auf, dass 2019 geschätzt 1,4 Millionen Menschen, 2020 waren es 1,5 Millionen, an Tuberkulose verstarben. Bei den Malariaerkrankten stieg 2020 die Zahl der Verstorbenen um 69.000 auf 627.000 Menschen. Circa 1,5 Millionen Menschen haben sich weltweit im vergangenen Jahr mit dem HIV-Virus infiziert.
Deutlich weniger Menschen konnten während des Lockdowns mit lebensrettenden Medikamenten versorgt werden.
10 Millionen Menschen weltweit haben keinen Zugriff auf solche Medikamente.
Auch tropische Krankheiten wie das Dengue-Fieber (Siebentagefieber) hat durch die fehlende Mückenprophylaxe während der Pandemie wieder zugenommen, ebenso Chikungunya–Fieber und Infektionen mit Zika-Erregern.

Für uns hier in Deutschland zusätzlich beunruhigend, dass – laut UN-Kinderhilfswerk – ein deutlicher Rückgang der Impfungen bei Kindern gegen Diphterie (Halswürger), Keuchhusten (Pertussis, Stickhusten) und Tetanus (Wundstarr-krampf) zu verzeichnen ist. Die Durchimpfungsrate und damit der Schutz der Kinder vor diesen Krankheiten ging 2019 und 2020 auf 81 % zurück. Diese Impflücke (Versorgungslücke) bedeute „Alarmstufe rot für die Gesundheit von Kindern. Die Folgen werden in Menschenleben zu messen sein“, warnte  Catherine M. Russell, Executive Director bei UNICEF. Auch die globale Erstdosis-Masern-Abdeckung sank im Zuge der Pandemie auf 81 %. Ähnlich sieht es 2021 bei Polio– (Kinderlähmung) sowie HPV-Impfungen (Gebärmutterhals-, Scheiden-, Penis- und Analkrebs) aus.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 119, Heft 31-32, 8. August 2022, S. 1350-1352