Auch Zimmerpflanzen können Schätze sein

Dieser Hibiskus ist 25 Jahre alt

Die Fotos zeigen drei Zimmerpflanzen, die bei mir schon sehr lange zu Hause sind. Meine älteste Pflanze ist mindestens 77 Jahre alt.
Mein Jüngster ist der Hibiskus. Ich schenkte ihn 1995 meinem Mann für sein Büro, als er eine neue Stelle antrat. Der Hibiscus hatte im Büro einen sehr hellen, aber nicht übermäßig warmen Platz und blühte ganzjährig. Bei mir blüht er nur im Frühjahr und im Herbst. Er liebt nach den letzten Blüten einen kräftigen Rückschnitt und möchte im Sommer regelmäßig gedüngt werden. Wer ihn nach den Eisheiligen ins Freie stellt, sollte den hellsten u n d  wärmsten Platz wählen.

Diese Kalla ist seit 37 Jahren bei mir


Etwas länger weilt die Calla (oder Zantedeschia aethiopica) bei mir. Einen Ableger gab es 1983 bei der Hochzeit einer Freundin. In ihrer Familie befindet sich die Pflanze seit den 50er Jahren.  Anfangs hat sie nie geblüht. Erst seitdem ich sie im Sommer in die Flachwasserzone des Teiches stelle, wo sie gleichmäßig mit nährstoffreichem Wasser versorgt wird, erfreut sie uns im Winter mit ihrer weißen Scheinblüte. Die eigentlichen winzigen gelben Blütchen sitzen am Kolben in der Mitte. In den 80er und 90er Jahren galten weiße Callablüten vor allem in Brautsträußen als sehr elegant. Doch schon meine Mutter trug 1946 Callas als Brautstrauß. Es gab nichts Anderes. Aber ein Bettelgang durchs Dorf, und die Bäuerinnen spendierten ein paar Stängel von der Pflanze, die in der ungeheizten Guten Stube fast so prächtig wurde, wie ganzjährig ausgepflanzt in den Gärten der Riviera.

Dieser Weihnachtskaktus ist mindestens 77 Jahre alt

Als letzte und älteste Pflanze stelle ich Ihnen Erika vor, eine Schlumbergera truncata, besser bekannt als Weihnachtskaktus. Sie hat abgerundete schmale Stängelblätter (Phyllocladien), anders als die Neuzüchtungen mit eher eckigen Blättern. Dafür kann sie richtig groß werden. Erika weilt seit 2012 bei uns. Ich verliebte mich bei einem Besuch im Gießkannenmuseum in sie. Ich musste sie nicht bezahlen, sondern nur adoptieren.

Erika ist inzwischen über 77 Jahre alt und hat einen Durchmesser von 130 cm. Momentan blüht sie, wenn auch nicht sehr üpppig. Erika wurde sie von den Betreuern im Gießkannenmuseum nach der Erstbesitzerin benannt. Diese hatte die Pflanze zur Taufe erhalten. Nach dem Tod von Frau Erika vegetierte die Pflanze irgendwo vor sich hin, bis ein netter Mensch sie ins Gießkannenmuseum brachte, wo sie wieder aufgepäppelt wurde. “Erika” geht es hoffentlich noch lange gut bei mir. Aber ich bin selber auch schon 72 Jahre alte und brauche vermutlich in ein paar Jahren jemanden, der/die die Pflanze dann unter Obhut nimmt.

Man erkennt gut den leuchtend roten Griffel (weiblich) und die Staubblätter (männlich)

Hibiskus und Weihnachtskaktus sind ungiftig. Die Kalla ist giftig (Erbrechen, Halsweh). Aber offenbar übt sie keine Anziehungskraft aus, denn bei den Giftzentralen wird sie kaum nachgefragt.

Wer Ableger haben möchte, möge sich mit mir in Verbindung setzen..

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Fotos: Winfried Senger

Zählung: Stunde der Wintervögel

Scharrende Erlenzeisige Foto Senger

Der NaBu ruft für den 11. oder 12. Januar wieder auf, eine Stunde lang alle Vögel zu zählen, die im Garten, auf der Wiese, auf dem Feld oder im Wald zu beobachten sind. https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-wintervoegel/index.html Das Zählformular und ganz viele Informationen erhalten sie über den eingeblendeten Link. Wir haben uns gestern über den ersten Bergfinken in diesem Jahr gefreut, vor allem aber auch über eine große Schar von Finken. So viele haben uns zuletzt 2016 besucht.

Der erste Bergfink war schon hier – Foto NaBu

Jugendfeuerwehr holt Weihnachtsbäume ab

Stellen Sie die Bäume am 11. Januar früh morgens vor die Tür.
Weihnachtsbäume werden in Fellingshausen kostenlos abgeholt.

Einige andere Ideen:
Sie können dem Baum aber auch ein längeres Leben bescheren.
o Stellen sie den Baum samt Ständer auf Terrasse oder Balkon und hängen sie Vogelfutter dran.
Mischen Sie Körner mit weichem Pflanzenfett und streichen Sie es mit den Händen (Handschuhe)
über die Zweige.
o Hat jemand im Bekanntenkreis einen runden Geburtstag oder eine Hochzeit? Ein Tau wird mit den
geschnittenen Zweigen und Bindedraht in eine Girlande verwandelt und beim Jubilar aufgehängt.
o Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um empfindliche Pflanzen mit Zweigen zu schützen.
Am besten indem man die Zweige mit den Schnittstellen nach oben um die Pflanze bindet, damit
Regen ablaufen kann. Viele Pflanzen vertragen Frost ganz gut, aber keine Winternässe.

Der Vetzberger Bergfried ab Februar 2020 wieder ohne Einrüstung

Vor fünf Jahren wurde er mit Bauchbinden und einem Netz fixiert, um herausbrechende Steine aufzuhalten,
2019 begann die Sanierung des Turmes, die nun fertiggestellt ist.
Kosten knapp 500.000€. Das war nur mit öffentlichen Fördermitteln zu stemmen.
Die Verfasserin meint, das ist dieses Wahrzeichen des Gießener und Gleiberger Landes auch wert.
Als nächstes werden das Turminnere, das Plateau und die Palaswand* instand gesetzt.
(*Ein Palas ist das Hauptgebäude einer mittelalterlichen Burg mit Wohn- und Festsaal)

Kein Besuch am Futterplatz?

2 Blaumeisen an der selbst gefertigten Futterglocke Foto Senger

Vögel sind auch nur Menschen. Wir wünschen uns den Supermarkt gegenüber oder die Stammkneipe um die Ecke. Vögel möchten die Futterstelle in der Nähe ihres Schlafplatzes. Während ich dies schreibe, zieht Tief Rudi über Biebertal. Wer jetzt fliegt, verliert viel Energie. Kaum ist der Sturm vorbei, sind die hungrigen Tiere wieder da. In der von manchen Leuten geächteten Korkenzieherhasel hocken die Kleinen sommers wie winters. Dieser verschnörkelte Strauch bietet Schutz gegen Fressfeinde wie z.B. die Bussarde und gegen Wind. Andererseits muss es auf den Zweigen jede Menge für uns mit bloßem Auge nicht sichtbare Insekten geben, denn die Vögel picken dauernd dran herum. Unser Futter-Angebot entspricht eher dem Restaurantbesuch. Wir haben viele Bäume und Sträucher im Garten, auch verschiedene Nadelbäume – ebenfalls von manchen Naturschützern geächtet. In ihnen leben aber ebenfalls etliche Vogelarten, vor allem die „Grauen“, die wir immer noch nicht alle bestimmt haben. Man sieht sie nur im Fluge. Und die Vögel nach den Stimmen zu erkennen? Da müssen wir leider passen.  

Die große Fetthenne, fast ganzjährig schön

Nicht zu unterschätzen sind die trockenen Stängel der verschiedenen Stauden. Manche sind wirklich nach dem ersten Dauerregen oder Frost recht hässlich. Die schneide ich schon zurück. Sie kommen dann ungeschreddert auf einen weniger sichtbaren Platz im Garten.  So bleiben die Insekten am Leben, die sich in und auf den Stängeln angesiedelt haben. Manche Schmetterlingspuppe könnte darunter sein, auf jeden Fall viel Nahrung für die Vögel. Die meisten Staudenstängel lasse ich jedoch bis zum Februar oder März stehen. Sie werden von Meisen als Warteplatz genutzt für Futter auf dem Boden. Manche Vögel warten dort, bis der Vorgänger weg geflogen ist. Und mit einer Schneehaube können sie auch im Winter dekorativ aussehen.

Stellen Sie sich mal die Frage: Wenn Sie ein Vogel wären, möchten Sie in Ihrem Garten wohnen?

Die Sternsinger sind unterwegs –

2020 sammeln sie für den Libanon

Bis zum Dreikönigstag am 6. Januar sammeln die Sternsinger jedes Jahr für soziale Einrichtungen in einem anderen Land. In diesem Jahr ist es Libanon. Eine ehemalige Klassenkameradin von mir lebt seit 1972 in diesem Land. Die 6 Millionen libanesische Einwohner haben 1,2 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen.

Ein Brief aus dem Libanon, 10. 12. 2019
Liebe Christel und Ihr Lieben alle,

jetzt ist der alljährliche Stress vor dem Weihnachtsbasar unserer deutschen Gemeinde wieder vorbei und – wie immer – lag ich 2 Tage danach mit Grippe im Bett, doch bin jetzt wieder wohlauf und bereite meine Weihnachtsgeschenke für Verwandte, Freunde und Nachbarn vor. Alle sind es gewohnt, einen großen Teller mit selbst gebackenem deutschen Weihnachtsgebäck zu erhalten, das ist seit vielen Jahren Tradition und mir selbst macht das Backen nach 10 Tagen Ruhepause wieder Spaß.

Ich denke zurück an den 30. November und an das Treffen mit einigen von Euch und danke, dass Ihr Euer Kommen habt möglich machen können, auch lieben Dank an die Organisatorinnen und der Nachrichtenübermittlung, ohne die das Ganze nicht möglich gewesen wäre. Ich wollte dies schon früher geschrieben haben, aber die richtige Ruhe zum Schreiben habe ich erst jetzt., ohne Stress, ohne Zeitdruck.

Mein Aufenthalt in Deutschland war ziemlich bunt, hauptsächlich die Erfahrungen, die ich mit der Deutschen Bahn habe machen müssen, wären wohl zu “unserer” Zeit undenkbar gewesen, da spielten Ordnung und Disziplin noch eine Rolle, auch in anderen Bereichen habe ich mich gewundert, z.B. ein Mangel an Respekt von Groß und Klein gegenüber Mitmenschen, aber ich hatte auch schöne Erlebnisse und komme auch, wenn sich die Gelegenheit bietet, wieder gerne nach Deutschland.

Jetzt steht erstmal Weihnachten vor der Tür, zu dem ich am Weihnachtstag einige Familienmitglieder zum Mittagessen einladen werde. Hier gibt es Truthahn, leider keine Weihnachtsgans, was mir lieber wäre, Rotkraut mit Klößen usw. Trotz der katastrophalen wirtschaftlichen Lage im Land sind die Supermärkte noch gut bestückt aber mit z.T. 25%iger Preiserhöhung! Alles Importierte wird nach Dollarkurs berechnet, da kann die libanesische Währung nicht mehr mithalten. Korruption, Vetternwirtschaft und Veruntreuung haben das Land in den Ruin geführt. Man hört davon so gut wie nichts mehr in D. und Europa, aber die Bevölkerung protestiert noch tagtäglich gegen diesen Zustand und verlangt eine neue “saubere” Regierung, aber da tut sich nichts, die alten Machthaber geben das Zepter nicht so schnell ab.

Ja, das sind nicht so schöne Nachrichten von hier, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich ja zuletzt und wir hoffen mehr denn je auf bessere Zeiten.

Ich wünsche Euch allen eine stressfreie Adventszeit und ein gesegnetes, harmonisches Weihnachtsfest. Mit vielen lieben Grüßen        
Rosi

Klimawandel und Gesellschaftsspiele

„Zwar Wintertage haben
wohl auch der Freuden viel:
man kann im Schnee eins traben
und treibt manch Abendspiel,
baut Häuserchen von Karten,
spielt Blindekuh und Pfand,
auch gibt’s wohl Schlittenfahrten
aufs liebe freie Land“

Dies ist die zweite Strophe des bekannten Liedes
„Komm lieber Mai und mache die Bäume wieder grün
und lass uns an dem Bache die kleinen Veilchen blühn…“

Text: Christian Adolf Overbeck (1775) , Melodie: Wolfgang Amadeus Mozart (1791)

Die Veilchen blühen heutzutage Ende März bis April; und an Schlittenfahrten ist kaum noch zu denken. Was aber sind Kartenhäuser? Kennen sie noch Blindekuh? Es war früher ein ganz typisches Spiel auf Kindergeburtstagen.
Als Pfänderspiele bezeichnet man Gesellschaftsspiele, bei denen derjenige Teilnehmer, der eine Runde verloren hat, ein Pfand abgeben muss, welches später wieder eingelöst werden kann. Bei den meisten Pfänderspielen ist die Teilnehmerzahl nahezu unbegrenzt, mehr als 15 Personen sind nicht zu empfehlen. Die Spiele selbst sind unterschiedlicher Natur. Oft bestehen sie in einer Art Aufmerksamkeitsübung, wobei derjenige, der einen Fehler begeht, ein persönliches Pfand an den Spielleiter abzugeben hat. Zum Beispiel ist „Kofferpacken“ geeignet oder „Stille Post“, „Kommando Pimperle“, „Die böse 7“.  Ihnen fällt bestimmt noch mehr ein, vor allem beim Auslösen der Pfänder. Quelle wikipedia
Am interessantesten ist das Einlösen der Pfänder. Das kann man jedem Alter anpassen, z.B. auf einem Bein Stehen und Grimassen schneiden für Fünfjährige oder einer bestimmten Person eine Liebeserklärung machen (Teenies). Das Pfänderspiel wurde in der Goethezeit und später auch von Erwachsenen gespielt.  Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf! Wie wär´s mal zu Silvester an Stelle eines Feuerwerks?

Zwischen den Jahren

Der Begriff ist bereits über 400 Jahre alt. Manche Dinge halten sich wirklich sehr lange. Da wundert es nicht, wenn man auch unliebsame Gewohnheiten nicht von heute auf morgen oder in wenigen Generationen ablegen kann.
1582 gab es eine durch Papst Gregor XIII angeordnete Kalenderreform. Offenbar beschäftigte sich dieser Papst mit Astronomie. Aufgewachsen war er mit dem Julianischen Kalender aus dem Jahre 45 vor Christus. Julianisch bezieht sich auf Julius Cäsar. Der Julianische Kalender teilte das Jahr in 365,25 Tage, was aber nicht mit dem Lauf der Sonne im Jahreslauf übereinstimmt. Man merkt diesen Unterschied allerdings erst in Jahrzehnten. Die durch die Tag- und Nachtgleichen definierten Jahreszeiten hinkten dem Kalender immer mehr hinterher. Alle 128 Jahre vergrößerte sich der Abstand um einen Tag.  Zu Zeiten von Gregor war diese Differenz bereits auf über 10 Tage angewachsen.  Ab dem Gregorianischen Kalender hatte das Jahr nur noch 365, 2425 Tage. Nach langem Hin und Her – schließlich wollte man keine Heiligen an ihren Namenstagen verprellen und endlich mal Ostern dauerhaft in den Frühling verlegen – gab Papst Gregor 1582 eine Bulle (mittelalterlicher Vertrag in einer Metalldose) heraus. Damit wurden die Tatsachen unseres heutigen Kalenders geschaffen. 1582 endete das Jahr am 21. Dezember, und 10 Tage später begann das neue Jahr. Das galt aber nur für katholische Länder wie Frankreich, Italien oder katholische Gebiete Deutschlands. Die protestantischen Gebiete hinkten fast 200 Jahre hinterher. In einigen Ländern dieser Erde wurde die Kalenderreform sogar erst im 20. Jahrhundert eingeführt. Manche – auch sinnvollen Reformen – dauern oft endlos, nicht erst in unserer Zeit.
Für mich war die Zeit zwischen den Jahren während der Berufstätigkeit immer frei von Pflichten, Tage an denen ich einfach in den Tag hinein lebte, fast nur las, Puzzles machte oder einen ganzen Tag Märchenfilme guckte.

Faire Weihnachtssterne

Weihnachtssterne im Tropenhaus

Die Verkaufssaison geht zu Ende. 36 Millionen Weihnachtssterne kaufen die Deutschen von November bis Weihnachten, also 4 von 10 Einwohnern. Hinter dem Weihnachtsstern versteckt sich vor allem in der Produktion eine Vielzahl von menschlichen Problemen. Nur noch wenige Weihnachtssterne werden wirklich in Deutschland erzeugt, auch wenn auf dem Etikett Hessen-Stern draufstehen sollte. Kleine und mittelgroße Gärtnereien können sich die energieintensive Kultur wegen steigender Heizölpreise nicht mehr leisten. Der deutsche Markt wird von zwei Unternehmen beherrscht: Dümmen Orange mit Hauptsitz am Niederrhein bietet 91 Sorten, deren Vielfalt vom Normalkunden überhaupt nicht wahrgenommen wird. Das Stuttgarter Familienunternehmen SelectaKlemm (seit 1950) produziert vorwiegend Jungpflanzen, z. B. in Uganda. Das schafft Arbeitsplätze. Die Pflanzen werden teilweise mit Fair Trade Siegel vermarktet. Davon erhält jeder Beschäftigte einmal pro Jahr etwa 6.50 €. Der Monats-Verdienst liegt zwischen 35 und 80.–€ pro Monat. Das  ugandische Existenzminimum beträgt etwa 120€. Die Fischer vom Viktoria-See beklagen Fischsterben durch eingeleitete Pflanzenschutzmittel aus der Weihnachtsstern-Produktion. Je mehr Leute bei uns Weihnachtssterne aus fairem Handel kaufen, umso höher wird die Einmalzahlung ausfallen.Dabei ist SelectaKlemm das sozialste solcher Unternehmen. Mehr:      https://www.youtube.com/watch?v=ywvSTIDmhm0 https://www.youtube.com/watch?v=xQLYrDVstBk
Quellen: taspo.de; selecta-one.com

Die lange Nacht am 21. Dezember 2019

DIE LANGE NACHT, eine Veranstaltung des Heimatvereins Rodheim-Bieber, wurde 1996 zum ersten Mal gefeiert. Wie in jedem Jahr trifft man sich am 21. Dezember. Die Veranstaltung beginnt um 19.00 Uhr. Der Eintritt ist frei; daher sollte man viel, viel früher kommen. Meistens spielt der im Foto abgebildete Büttel – frühere Bezeichnung für den Ortsdiener –  eine wichtige Rolle, ist er es doch, der das Dorfgeschehen Revue passieren lässt.

Der Büttel – Foto Heimatverein

Die „Lange Nacht“ ist tatsächlich die längste Nacht des Jahres.
Sie dauert in Biebertal 15 Stunden und 58 Minuten (in Hamburg aber 16 Stunden 33 Minuten).  Das Motto der Veranstaltung lautet:

Es gebt ze trenke en ze esse
Auern Kummer kennt ihr vergesse
Es gebt woas ze seh en woas ze lache
Es kann jeder aach woas selwer mache.

Höhepunkte der diesjährigen „Spinnstubengesellschaft“ sind der „Stammtisch im Himmel“ – die Stammtischbrüder trafen sich 1915 zum ersten Mal -, eine Zeitreise von 1911 und die Dialektschule der Spinnstube. Die Musikgruppe Brummtopf aus Krofdorf-Gleiberg tritt in historischen Kostümen mit Liedern aus dem 14. bis 19. Jahrhundert auf. Fürs leibliche Wohl gibt es den in Rodheim berühmten Eierkuchen.

Spinngruppe des Heimatvereins – mit Webstuhl; Foto Heimatverein

In manchen Jahren beginnt der astronomische Winter, d.h. der Tag, an dem die Sonne am kürzesten scheint, erst am 22. Dezember. So auch 2019. Aber im 21. Jahrhundert wird es überwiegend der 21. Dezember sein.  In Wirklichkeit ist alles viel komplizierter. Die kürzesten Tage dauern vom 19.12. bis zum 25. 12. Ab dem 26. 12. nehmen sie wieder zu, wenn auch anfangs nur um eine Minute. Tatsächlich wird der 21. Dezember, also der Tag des Winteranfangs, schon seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden mit vielen Bräuchen begangen. Ich stelle mir vor, vor einigen Jahrhunderten in einer Zeit ohne elektrisches Licht zu leben. Selbst mit dem Kienspan mussten arme Leute sparsam umgehen. Das offene Herdfeuer hat fürchterlich gerußt, dennoch blieb die Tür geschlossen, um die Wärme zu bewahren. Und 16 Stunden schlafen? Eine echte Alternative war das nicht. Jede Abwechslung wurde begrüßt. Das Spinnen war eine typische Wintertätigkeit, die man möglichst gemeinsam machte, sang und Geschichten erzählte. In der langen Nacht fand die letzte Spinnstube vor den 12 „Raunächten“  – umgangssprachlich die Zeit „Zwischen den Jahren“ (siehe dort) –  statt. Gesponnen wurde dabei in Rodheim nicht. Andernorts durften die Mägde den Erlös des Gesponnenen für sich behalten. Auf jeden Fall war diese Nacht eine Art Partnerbörse mit Zeit für Orakel, um den künftigen Bräutigam/ die künftige Braut zu sehen.