Was gibt es neues in 2024? Teil 3

Vorgestern hatten wir Preissteigerung bei Benzin, Diesel und Heizöl ; gestern haben wir über mehr Lohn in gewissen Branchen berichtet. Auch Beschäftigte in der Pflege bekommen ab Mai mehr Geld. Aber was passiert mit denen, die Angehörige zu Hause pflegen?

Wer Angehörige pflegt, hat ab 2024 jährlich Anspruch auf Pflegeunterstützungsgeld für zehn Arbeitstage je pflegebedürftiger Person. Das Pflegegeld in der häuslichen Pflege wird um fünf Prozent erhöht – je nach Pflegestufe sind das monatlich 16 bis 45 Euro monatlich mehr. Auch in der ambulanten Pflege werden die Sachleistungsbeträge um fünf Prozent erhöht.

Auch die in einem Heim gepflegt werden müssen, bekommen größere Unterstützung. So erhöht die Pflegekasse die prozentualen Zuschläge für Menschen in vollstationären Pflegeeinrichtungen. Je nach Aufenthaltsdauer im Pflegeheim liegt die Erhöhung zwischen fünf und zehn Prozent.

Und wenn wir gerade bei unseren älteren Mitbürgern sind, dann stellt sich die Frage, wie es mit den agilen Rentnern aussieht. Noch gibt es keine genaue Zahlen, aber es wird mit einer Erhöhung von 3,5 % für die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner herauslaufen. Wer aber teilweiser oder volle Erwerbsminderungsrente bezieht, darf ab diesem Jahr mehr hinzu verdienen. Übrigens steigt das Eintrittsalter in die Rente auf 66 Jahre. Damit ist der Jahrgang 1958 betroffen. Für später Geborene erhöht sich das Renteneintrittsalter in Zwei-Monats-Schritten, das heißt, sie müssen länger arbeiten oder Abschläge in Kauf nehmen, falls sie früher in Rente gehen wollen.

Auch beim Elterngeld gibt es Änderungen. Wer Kinder nach dem 01.04.2024 bekommt, hat bereits ab 200.000 Euro zu versteuerndes Einkommen Anspruch auf das Elterngeld. Diese Grenze lag vorher bei 300.000 Euro und soll 2025 sogar noch auf 175.000 Euro sinken. Für Alleinerziehende sinkt sie im April auf 150.000 Euro.

Der Grundfreibetrag steigt bei Ledigen zudem von 10.908 Euro auf 11.604 Euro, bei Verheirateten liegt die Grenze bei 23.208 Euro. Der steuerliche Kinderfreibetrag zur Sicherung des Existenzminimums von Kindern steigt von 6024 Euro auf 6384 Euro je Kind an. Bei getrennten Eltern ist es die Hälfte. 

Durch diese Erhöhungen wird auch die Düsseldorfer Tabelle angepasst. Sie dient ja als Richtlinie für Unterhaltszahlungen. Für Kinder bis einschließlich 6. Lebensjahr sind dann 480 Euro (statt 437 Euro), für Kinder bis einschließlich 12. Lebensjahr 551 Euro (statt 502 Euro) und für Kinder bis zur Volljährigkeit: 645 Euro (statt 588 Euro) fällig. Allerdings steigt auch die Höhe des Eigenbedarfs. Er beträgt ab kommendem Jahr 1200 Euro (für nicht erwerbstätige Unterhaltsschuldner) bzw. 1450 Euro (für erwerbstätige Unterhaltsschuldnern).

Mehr Geld gibt es auch für Bürgergeld- und Sozialhilfeempfänger. So erhalten alleinstehende monatliche 61 € mehr. Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren bekommen 51 € mehr. Bis zum 6. Geburtstag gibt es 357 € und von 6-13 Jahre 390 €.

Ob durch diese ganze Erhöhungen Entlastungen anstehen, wird sich erst noch zeigen. Morgen im abschließenden letzten Teil schauen wir unter anderem noch aufs E-Rezept und die Brustkrebsfrüherkennung.

Bild 1: flickr.com – Tanja Föhr – Creativ Commons Lizenz
Bild 2: eh-freiburg.de
Bild 3: pxhere.com
Quelle: focus.de,

Verlässliche Gesundheitsinformationen

Vor ihrem Arztbesuch – wie auch danach – informieren sich viele Patientinnen und Patienten zu Gesundheitsfragen im Internet. Oft sind die dort zu findenden Infos nicht Qualitätsgesichert oder von Fachleuten verfasst.
Das Bundesministerium für Gesundheit hat auf der Internetseite >gesund.bund.de< zuverlässiges Gesundheitswissen veröffentlich, wobei die Seite in 5 Sprachen zusätzliche Informationen beinhaltet:

Krankheiten von A – Z – Verständliche Beiträge zu zahlreichen Erkrankungen mit Symptomen, Ursachen, Diagnose- und Therapiemöglichkeiten
Krankenhäuser, Arztpraxen & Apotheken – Passende Expertinnen und Experten aller Fachrichtungen können hier gesucht werden
ICD- & OPS-Codes – Patientengerechte Erklärungen zu mehr als 10.000 Code, die in medizinischen Dokumenten verwendet werden
Beratung & Hilfe – Ausgewählte Beratungs- und Informationsangebote mit zahlreichen Anlaufstellen und Ansprechpersonen
Gesundheit-Specials, praktisch aufbereitet – Für gebündelte Informationen und schnellen Zugriff auf relevante Beiträge zu besonders gefragten Themen
Informationen für Pflegebedürftige und Angehörige – Welche Leistungen übernehmen Kranken- und Pflegeversicherungen? An wen kann ich mich wenden?
Die digitale Gesundheitswelt einfach erklärt – Hier finden sich Informationen vom E-Rezept bis hin zur Telemedizin oder zum Datenschutz.

Quelle: Bundesministerium für Gesundheit, Bonn + Berlin; E-Mail: kontakt@gesundbund.de; (Teil-)Foto vom Flyer: Lindemann

Außerdem gibt es, alle 4 Wochenerscheinend, eine Podcast zur Gesundheitsforschung der Charité Berlin, in dem Mediziner/innen und Wissenschaftler/innen Fragen zu Fachthemen beantworten. Fragen lassen sich über die Social-Media-Community auf den Instergram-Kanal der Charité stellen.
Der Potcast wird als wertvolles Instrument der Gesundheitskommunikation gesehen, da sich hiermit die Möglichkeit bieter, komplext medizinische Themen auf eine einfache und zugängliche Art zu präsentieren.

Quelle: Dt. Ärzteblatt, Jg. 120, Heft 6, 10.2.2023, S. A256

Was ist los im Krankenhaus?

Fotos: hier als ein Beispiel, das privatisierte UKGM

Die Arbeitsbedingungen in deutschen Krankenhäusern sind nicht gut. Davon kann jeder berichten, der in einem unserer Krankenhäuser versorgt werden musste, wie auch alle, die in den Kliniken arbeiten.

In einer Studie zur Arbeitsplatzqualität des Markt- und Meinungsforschungsinstitutes Gallup zeigte sich 2021 für Deutschland, dass sich nur 17 % der Beschäftigten emotional an ihren Arbeitgeber gebunden fühlen. 69 % der Befragten hatten nur eine geringe Bindung und machten Dienst nach Vorschrift. 14 % der Beschäftigten gaben sogar an, innerlich gekündigt zu haben.
Bei Umfragen unter angestellten Ärztinnen und Ärzten zeigt sich immer wieder, dass 25% darüber nachdenken, den Beruf zu wechseln. Als Gründe wurden in dem 2022er Monitoring des Marburger-Bundes (Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V.) die steigende Arbeitsbelastung, eine unzureichende Personalausstattung und zu wenig Zeit für Gespräche mit den Patienten genannt.
Die Organisation der Krankenhäuser nach industriellen Gesichtspunkten führt zu einer zunehmenden Sinnentleerung des Tuns. Die Qualität der Beziehungen zwischen Arzt und Patient wird stillschweigend zum Luxus, auf den es “nicht” zentral ankommt, weil es in einem deklarierten Wirtschaftsbetrieb vor allen Dingen um Reibungslosigkeit und Schnelligkeit geht. Eine situationsspezifische und an der Lebenswelt des Patienten orientierte Antwort auf seine individuelle Erkrankung kann da kaum gefunden werden. Wo Überbetonung von Messbarem zur Abwertung von Kontakt und Zuwendung führt, gehen die zur Heilung unabdingbar notwendigen menschlichen Qualitäten verloren.

Foto: Krankenhauszimmer, pxhere

Dann ist das Hauptziel nicht mehr die Gesundheit der Patienten, sondern Gewinn und Kostenersparnis.
Daher ist die Orientierung ärztlichen und pflegerischen Tuns durch die zunehmende Ausrichtung des Gesundheitswesens auf betriebswirtschaftliche Ergebnisse in einen Zwiespalt geraten: Orientierung an ökonomischen Parametern oder/und Verpflichtung auf das Wohl der Patientinnen und Patienten.
Patienten sind keine Kunden, die freiwillig eine Dienstleistung kaufen. Kaum jemand ist freiwillig krank.

Anders das dort arbeitende Personal. Das ist freiwillig da; hat ursprünglich mit hohem Ethos und großer Motivation einen helfenden Beruf ergriffen. Doch in der Praxis passen Anspruch und Wirklichkeit nicht mehr zusammen.
Das Streben nach Gewinnmaximierung für Aktionäre beißt sich mit dem Anspruch, Menschen medizinisch gut zu versorgen. Arbeitnehmer werden als Humankapital zum Kostenfaktor und Patienten zu Einnahmequellen.

In der Folge werden Fallzahlen gesteigert, z.B. mehr Operationen durchgeführt, als medizinisch dringend notwendig. Irgendwo muss das Geld ja herkommen. Paradoxerweise entstehen nun Kostensteigerungen, statt ihr Gegenteil.
In einer aktuellen Studie des Hartmannbund (Berufsverbandes der Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e. V.) zeigte sich, dass 66 % der Teilnehmenden angaben, ihre Abteilung arbeite praktisch dauerhaft am Limit. 90 % erklärten sie arbeiten deutlich mehr, als ihrem Stellenanteil entspreche; wobei bei einem Viertel der Krankenhäuser die Überstunden erst gar nicht erfasst würden.
Es wird geschlussfolgert, dass im deutschen Gesundheitswesen die Gesundheit des medizinischen Personals offenbar als nachrangig gelte.
Wie soll man in einem kranken System gesunden, wenn nicht einmal die Profis vorbildhaft vorausgehen?

In der Folge fehlt es – in den für unser Leben wirklich systemrelevanten Einrichtungen – aber auch an Mitarbeitern und an deren adäquater Bezahlung. Der Mangel auf den Stationen führt zu Überlastungen, zu kaum mehr gelingender Patientenversorgung, zu Fehlern, zu fehlender Weiterbildung, zu zunehmenden Krankheitsausfällen und verschärftem Mangel und zur Abwanderung von qualifizierten, langjährig und aufwendig ausgebildeten Arbeitskräften.

Leider gilt das oben Geschilderte sinngemäß auch für den ambulanten Beriech, wo Fehlanreize zu einer Durchschleusemedizin führen, unter Inkaufnahme der Einschränkungen der psychosomatischen Versorgung;
aber eben auch dort zu einer Überlastung der im Gesundheitswesen arbeitenden Menschen.

Krankenhäuser und medizinische Versorgung gehören zur Daseinsfürsorge. Daher muss sich da etwas ändern!
Wir alle können krank werden; wir alle werden älter.
Dann wäre es gut, eine kompetente, ausgeschlafene, zeithabende und zugewandte Betreuung zu finden.

Foto: pxhere

Quelle: Dt. Ärzteblatt, Jg 119, Heft 39, 30.09.2022, Sinnentleerung ärztlichen Tuns, S. 1635-36

„Jede helfende Hand zählt!“

Aufruf der Landrätin zum Aufbau eines Personalpools

Unterstützung der Pflegeeinrichtungen im Landkreis Gießen
durch freiwillige Helferinnen und Helfer;
Aufbau eines Personalpools „Jede helfende Hand zählt!“

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
liebe Vereinsmitglieder und Studierende,

aufgrund von vermehrten Corona-Infektionen in Alten- und Pflegeheimen sowie
in Einrichtungen der Behindertenhilfe im Landkreis Gießen kann die
Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner dort aktuell nicht mehr
vollständig abgedeckt werden. Es drohen Engpässe, was die Betreuung und
Pflege der Bewohnerinnen und Bewohner angeht und die Gefahr, dass
Fachkräfte fehlen, um die Pflegeleistungen mit ausreichend Personal
abzusichern.

Der Landkreis Gießen sieht hier dringenden Handlungsbedarf, um den pflege-
und betreuungsbedürftigen Menschen die notwendige Hilfe zukommen zu lassen.
Nun zählt jede helfende Hand! Gesucht werden Menschen aus der
Bevölkerung, aus den Vereinen und den Hochschulen, die bereit sind, die
Fachkräfte bei der Betreuung und Versorgung der Heimbewohnerinnen und
Heimbewohner zu entlasten,
zum Beispiel etwa bei der Zubereitung von
Mahlzeiten und in der Alltagsbetreuung.
Daher soll kurzfristig ein Personalpool zur Unterstützung der Pflegekräfte
installiert werden, um den Heimen kurzfristig Hilfskräfte zur Verfügung zu
stellen.
Es ist das Ziel, durch eine wertvolle Unterstützung für die Fachkräfte vor Ort
einen Kollaps der pflegerischen Versorgung in den Alten- und Pflegeheimen
sowie in den Einrichtungen für Behindertenhilfe zu verhindern.

Die Vermittlung durch den Landkreis Gießen führt zu einer zeitlich befristeten
Einstellung in der jeweiligen Pflegeeinrichtung.
Für die Gesundheit der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer wird durch die
Bereitstellung von Schutzausrüstung und regelmäßige Tests durch den
Landkreis Gießen gesorgt.
Außerdem werden alle Freiwilligen vor ihrem Einsatz
durch das Gesundheitsamt in die erforderlichen Hygienebestimmungen
eingeführt. Auch während des Einsatzes stehen beim Landkreis
Ansprechpartner für die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer zur Verfügung.

Wir würden uns über Ihre Unterstützung sehr freuen und bitten Sie um
Anmeldung über das Kontaktformular auf der Homepage des Landkreises
Gießen

https://www.lkgi.de/gesundheit-und-soziales/3393-pflegepool-freiwillige-und-
hilfesuchende-koennen-sich-hier-melden .


Quellen:
Aufruf der Landrätin
Foto: Pflegenetzwerk Leipzig e.V.