Kindheitstrauma hängen mit Erkrankungen im Erwachsenenalter zusammen

Passend zu den Protesten der Eltern für eine gute Kita-Versorgung in Biebertal im Januar 2024 wurde im Deutschen Ärzteblatt eine große Untersuchung mit 156.807 Patienten vorgestellt, die auf erhöhte Wahrscheinlichkeiten für das Auftreten von körperlichen wie psychischen Erkrankungen im Erwachsenenalter im Zusammenhang mit Kindheitstraumata aufmerksam macht.

Der Begriff Kindheitstrauma umfasst in dieser Untersuchung emotionalen, psychischen und sexuellen Missbrauch sowie emotionale und physische Vernachlässigung während Kindheit und Jugend.
In anderen Untersuchungen (Weleff und Potter) werden zudem schlechtes Gesundheitsverhalten, schlechte psychische Gesundheit und biologische Veränderungen mit in die Belastungssituationen von Kindern hinzugerechnet.

In Deutschland berichten 20-30 % der Erwachsenen, mindestens eines dieser Kindheitsbelastungen erlebt zu haben.
Insbesondere Teilnehmer/innen ab 40 Jahre berichteten häufiger über Kindheitstrauma. Ein Drittel davon berichtete von mehrfachen Traumata-Arten betroffen gewesen zu sein. Geschlechtsunterschiede zeigten sich nur in geringem Maße im Zusammenhang von Kindheitstrauma und Erkrankungswahrscheinlichkeit.
Je früher solche Ereignisse erlebt werden mussten, um so schwerer waren die späteren Krankheitsverläufe.
Nach körperlichem Missbrauch wurden altersabhängige Zusammenhänge für nahezu alle Erkrankungen beobachtet.
Für Angst und Depression waren Altersunterschiede am wenigsten von der Trauma-Art abhängig; sie kommen jedoch gehäuft zusätzlich als psychische Reaktion zu den körperlichen Erkrankungen vor.

Da Kindheitstraumata ein Teil der individuellen Vergangenheit sind, die durch die betroffene Person kaum oder gar nicht beeinflusst, zum Teil (wegen der kindlichen Anmesie) nicht einmal erinnert werden können, werden diese Erfahrungen im Erwachsenenalter oft nicht mit den verbundenen Erkrankungen in Verbindung gebracht.
All das hat aber langfristige persönliche wie gesellschaftliche Belastungen zur Folge!

Körperliche Vernachlässigung in der Kindheit bedeute für die Risiken Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes und Depression eine um 14-27 % höhere Auftretenswahrscheinlichkeit. Der Zusammenhang von Missbrauch und emotionalen Kindheitstraumata zeigte für Krebs 12-23 % und beim Schlaganfall eine um 43-59 % höhere Wahrscheinlichkeit, Typ 2Diabetes 20-50 % und COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) 65-89 %.
Interessanterweise zeigten in diese Zusammenhang verhaltensbezogene Risikofaktoren für solche Erkrankungsbilder wie Rauchen, Alkoholkonsum oder Übergewicht im Vergleich nur einen geringen Effekt.
Für psychische Erkrankungen, insbesondere Depression und Ängste, waren die Zusammenhänge nach emotionalen Kindheitstraumata am größten – etwa 3-fach höhere Wahrscheinlichkeit (67-83 %).

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 121, Heft 1, 12. 1. 2024,
Video: https://www.youtube.com/watch?v=mo3aC0cpU2E

Angst, Dein Freund und Helfer

Skizze von Kerstin Markovic

Auf Anregung der Kulturinitiative Biebertal fanden am 7.7.22 in der Mehrzweckhalle Vetzberg
3 Vorträge an einem Abend aus 3 Perspektiven zum aktuellen Thema >Angst< statt.
Die Besucher drängten am Ende darauf, das Thema ruhig noch einmal oder auch andere Themen aufzugreifen.
Wer also Interesse hat, das Team einzuladen – bitte beim Biebertaler-Bilderbogen melden.

Die Psychologin Dipl.Psych. Dr. Uschi Hohenbild begrüßte und unterschied akute Realangst in Bedrohungssituationen von eingebildeter, neurotischer und evolutionär übernommenen Ängste – z.B. vor Spinnen und Schlangen. Dazu stellte sie Beispiele aus verhaltenstherapeutischer Perspektive vor und ging insbesondere auf das Gute an der Angst ein, ohne die nicht zu leugnenden negativen Seiten übertriebener Reaktionen auszulassen.
Der ärztliche Psychotherapeut Dr. Alfons Lindemann widmete sich der körperlichen Seite der Angstreaktion. Er berichtete zur Häufigkeit von Ängsten, zu Medikamenten und Tiefenpsychologie sowie zu den problematischen Folgen der Aufspaltung von Psyche und Körper, die eine Einheit sind, aber mit unterschiedlicher Sprache gefasst werden.
Die als Coach tätige Psychologin Kerstin Markovic stellte Möglichkeiten des Umgangs mit Ängsten im Alltag vor,
Sie näherte sich der Thematik über den Weg der Achtsamkeit. Wie oberen im Bild zu sehen, unterschied sie, was wir nicht ändern können, worauf wir zum Teil Einfluss haben und was allein in unserer Macht steht. Zudem nachte sie auf die Macht der Gedanken und damit der Wortwahl aufmerksam. Sie haben großen Einfluss auf unser Erleben und das Weltbild, an dem wir uns orientieren.

Foto: Lindemann