Mobiler Impfbus wird eingestellt

Mobiler Impfbus

Vergangenen Donnerstag war er noch mal bei uns in der Gemeinde unterwegs. Am Vormittag in Bieber und nachmittags in Krumbach. Dies war aber das letzte Mal, dass er bei uns gefahren ist. Wie der Landkreis auf seiner Homepage Anfang Dezember mitteilte, wird der Impfbus zum Jahresende eingestellt. Bereits am 23.12.22 schließt das Impfcenter des Landkreises im Neustädter Tor in Gießen. Hintergrund ist das geänderte Vorgehen von Bund und Land in der Pandemie: Es wird erwartet, dass der Bund ab Januar die Kosten für die Corona-Impfangebote des öffentlichen Gesundheitsdienstes nicht mehr erstattet.

Landrätin Anita Schneider wird dem Kreisausschuß vorschlagen, ab Januar ein reduziertes Angebot über ein mobiles Impfteam als Ergänzung zu den Impfungen durch Haus- und Facharztpraxen vorzuhalten, um den Übergang zu erleichtern.

Der Landkreis Gießen hat mithilfe seiner Kooperationspartner Deutsches Rotes Kreuz und Johanniter Unfall-Hilfe seit Beginn der Corona-Schutzimpfungen im Januar 2021 rund 323.000 Impfungen vorgenommen. Davon entfallen mehr als 97.000 auf die Folgeangebote, die nach der Schließung des Impfzentrums in Heuchelheim ab Oktober 2021 geschaffen wurden. Darunter sind das Impfcenter im Neustädter Tor, die Impfambulanz im Watzenborner Weg, das Kinderimpfhaus im Seltersweg, Impfangebote wie im Container auf dem Gießener Kirchenplatz, in der Sparkasse sowie an vielen Stellen in Städten und Gemeinden, die der Impfbus sowie mobile Teams angesteuert haben.

Foto: Landkreis Gießen
Quelle: corona.lkgi.de

Corona schlägt doppelt zu

In einer vernetzen Welt mit erheblicher Reisetätigkeit, auch zwischen den Kontinenten, wirken sich die Entwicklungen andernorts schnell auch bei uns aus. Zudem trägt der Klimawandel dazu bei, dass bislang tropische Erkrankungen immer mehr zu uns in heimische Gefilde einwandern.

Sollten auch Sie oder Ihre Kinder von der unten beschriebenen Versorgungslücke betroffen sein, gehen Sie bitte zu Ihrem Arzt und lassen sich beraten bzw. impfen.

Inzwischen zeigt sich, dass die Corona-Pandemie sich deutlich negativ auf die Ergebnisse der HIV– (Aids), 
Tuberkulose– (Schwindsucht) und (Wechselfieber) Malariabekämpfung ausgewirkt hat.
Die WHO zeigte unlängst auf, dass 2019 geschätzt 1,4 Millionen Menschen, 2020 waren es 1,5 Millionen, an Tuberkulose verstarben. Bei den Malariaerkrankten stieg 2020 die Zahl der Verstorbenen um 69.000 auf 627.000 Menschen. Circa 1,5 Millionen Menschen haben sich weltweit im vergangenen Jahr mit dem HIV-Virus infiziert.
Deutlich weniger Menschen konnten während des Lockdowns mit lebensrettenden Medikamenten versorgt werden.
10 Millionen Menschen weltweit haben keinen Zugriff auf solche Medikamente.
Auch tropische Krankheiten wie das Dengue-Fieber (Siebentagefieber) hat durch die fehlende Mückenprophylaxe während der Pandemie wieder zugenommen, ebenso Chikungunya–Fieber und Infektionen mit Zika-Erregern.

Für uns hier in Deutschland zusätzlich beunruhigend, dass – laut UN-Kinderhilfswerk – ein deutlicher Rückgang der Impfungen bei Kindern gegen Diphterie (Halswürger), Keuchhusten (Pertussis, Stickhusten) und Tetanus (Wundstarr-krampf) zu verzeichnen ist. Die Durchimpfungsrate und damit der Schutz der Kinder vor diesen Krankheiten ging 2019 und 2020 auf 81 % zurück. Diese Impflücke (Versorgungslücke) bedeute „Alarmstufe rot für die Gesundheit von Kindern. Die Folgen werden in Menschenleben zu messen sein“, warnte  Catherine M. Russell, Executive Director bei UNICEF. Auch die globale Erstdosis-Masern-Abdeckung sank im Zuge der Pandemie auf 81 %. Ähnlich sieht es 2021 bei Polio– (Kinderlähmung) sowie HPV-Impfungen (Gebärmutterhals-, Scheiden-, Penis- und Analkrebs) aus.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 119, Heft 31-32, 8. August 2022, S. 1350-1352