“Forum pflegender Angehöriger” 

Am 12. August, 19.30 Uhr
im Feuerwehrgerätehaus Fellingshausen, Industriestr. 2A

Der ursprünglich im Rahmen der Vortragsreihe >Altern in Biebertal< (siehe Biebertaler Nachrichten – Vereinsnachrichten und Vorschau.biebertaler-bilderbogen.de) mit Mohammed Alhage geplante Vortrag
“Erfahrungen eines Freizeit-Paten” fällt aus. 
Dafür bietet Dr. med. Alfons Lindemann im kleinen Kreis einen Austausch für pflegende Angehörige an, um einen (ersten?) Abend über Erfahrungen, Be- und Überlastungen wie auch über erfreuliche Highlights dieser Aufgabe zu sprechen.

Als ein Beispiel hier ein Einstiegsvideo zum Thema von der Barmer Ersatzkasse.
Zumeist werden Wohnung oder Haus erst in ein Heim verlassen, wenn die ambulante Pflege zuhause nicht mehr zu bewältigen oder nicht mehr möglich ist. Zurzeit zählt gut die Hälfte der Pflegebedürftigen 80 Jahre und mehr. Davon werden ¾ zuhause versorgt; überwiegend durch Angehörige – also in der Mehrzahl durch Laien, die ihr Bestes geben – oft bis an und über die eigenen Leistungsgrenzen hinaus.

Versorgungswünsche der Angehörigen wie die eigenen und Selbstfürsorge stehen da häufig im Konflikt. Gesprochen wird darüber kaum. Das kann sich jetzt ändern.
Tatsächlich hilft das Aussprechen und Besprechen der eigenen inneren wie äußeren Situation wie auch die Erfahrung, mit seinen Themen, Belastungen und Sorgen nicht allein zu sein.

Einen Hilfe-Wegweiser (für Senioren und andere) wie auch andere Artikel zur Thematik “Altern in Biebertal” finden Sie im Bilderbogen auf der Gemeinde-Seite unter “aktuelles” oder unter “Wichtige Rufnummern“;
Hilfe bei der Lagerung, zur Mobilität und vieles mehr findet sich im Netz, z.B. auf Verbraucherzentrale.de oder als Checkliste für pflegende Angehörige

Einsamkeit, ein schmerzhaftes Gefühl

Im Rahmen unser Serie, auf gesellschaftliche Veränderungen hinzuweisen, um auf die Notwendigkeit von neuen Formen der Nachbarschaftshilfe aufmerksam zu machen, scheint mir auch dieser Artikel zur Sensibilisierung wichtig.

Quelle: https://service.destatis.de/bevoelkerungspyramide/index.html#!

Unsere Bevölkerung, auch in Biebertal wird immer älter; d.h. auch: viele Menschen leben allein und manche davon sind einsam und sozial isoliert. Chronische Einsamkeit, so berichtet das aktuelle Ärzteblatt, Jg. 121, Heft 7 vom 5.4.2024, ist mit einer Vielzahl von körperlichen und psychischen Erkrankungen verbunden.

Einsamkeit, im Gegensatz zum Alleinsein – All eins sein – wird definiert als “wahrgenommene Diskrepanz zwischen den gewünschten und den tatsächlichen sozialen Beziehungen”. Einsamkeit ist also einerseits ein subjektives Gefühl, das schmerzhaft wahrgenommen wird, und andererseits ein Phänomen das sich um eine einsame Person herum radial ausbreitet. Denn auch der Nachbar des einsamen Menschen hat oft keinen Kontakt mit ihm und ist somit ein Teil des Problems und damit selbst auch schon ein wenig einsamer.

Die WHO = Welt Gesundheitsorganisation spricht von einem höheren Risiko für frühere Sterblichkeit, Herzkreislauferkrankungen, Angststörungen, Depressionen und Demenz. Der Deutsche Ethikrat konstatiert auch einen zentralen Risikofaktor für Suizidalität.

Einsamkeit kann prinzipiell in allen Lebensphasen vorkommen; oft nach Lebensumbrüchen. Statistisch sind es jedoch vor allem Menschen jenseits des 75. Lebensjahres betroffen. Aber auch soziale Faktoren spielen eine Rolle für ein erhöhtes Risiko: Alleinerziehende, geflüchtete Menschen, Schwule, Lesben, Bisexuelle und andere queere Menschen, Arme, Menschen mit Behinderungen, chronisch Kranke, Pflegebedürftige und psychisch Kranke sowie pflegende Angehörige sind besonders häufig gefährdet. Frauen sind statistisch gesehen doppelt so häufig einsam wie Männer; schon aus dem Grund, dass sie häufiger verwitwet alleinstehend sind.

Als einsamkeitshemmende Merkmale gelten Bildung und soziale Beziehungen, Extrovertiertheit und Verträglichkeit.

Andere Europäische Länder haben das Thema schon länger auf dem Schirm; haben in Großbritannien z.B. ein eigenes Einsamkeitsministerium und in anderen Wohlfahrtsstaaten wie Dänemark oder Schweden kümmert man sich um hohe sozialpolitische Leistungen, um gute Bildungschancen und funktionierende Vereinsstrukturen sowie um Gruppen für Nachbarschaftshilfe. In Finnland gibt es Treffpunkte, Aufenthaltsorte und Wohnprojekte, Gruppen, die sich anfangs mit professioneller Unterstützung treffen und dann als Selbsthilfegruppen weiterlaufen.
In Deutschland stehen wir mit dem Thema am Anfang. In einer “Strategie gegen Einsamkeit” geht es dem Bundesfamilienministerium um präventive Maßnahmen. So soll die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert werden, in professionellen Kontexten soll das Wissen gestärkte werden, die Arbeit von sozialer Arbeit und Ehrenamt soll gestärkt werden, es soll niederschwellige Angebote für Zugänge zu sozialer Infrastruktur geben. Wie aber genau diese gesamtgesellschaftliche Herausforderung umgesetzt und finanziert werden soll, dazu fehlen konkrete Pläne.
Es wird also auch dabei sehr auf die Eigeninitiativen vor Ort ankommen; auch um Fördermittelt zu generieren.

Aufbau von Angeboten zur Unterstützung im Alltag – Vorstellung einer Idee

a) Ideen-Box Projekt “Inklusiver Landkreis” und b) Bürgerhilfe-Biebertal – aufsuchende Nachbarschaftshilfe
Mehr zum Thema finden Sie auf unserer Gemeindeseite.

Zunächst im Rathaus, später an verschiedene Orten in der Gemeinde wandernd, können Bürgerinnen und Bürger ihre Anregungen und Bedarfe für Projekte und Hilfen im Ehrenamt in Biebertal einbringen.
Die jeweiligen Standorte sollen demnächst auf der Internetseite der Gemeinde angezeigt werden.

*) Inklusion, so betonte Frau Ortmann, betrifft alle möglichen Gruppierungen im Ort von älteren mobilitätseingeschränkten Mitbürger/innen und deren Helfersystemen, über die von Krankheit oder Behinderung eingeschränkten Personen, über Eltern, die Unterstützung in der Kinderbetreuung benötigen, oder Migrant/innen, die auf ihrem Wege der Integration der Begleitung bedürfen.

Frau Fink und verschiedene Bürgermeister/innen beschäftigt das Thema seit 2023.
Nun werden Informationen für weitere Schritte in verschiedenen Modellkommunen gesammelt.

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde am 26. März vor dem Rodheimer Rathaus ein sehr wichtiges Projekt – die digitale sowie die reale Ideen-Box des Projektes “Inklusiver Landkreis” *) – von Projektleiterin Frau Dr. Michaela Fink, Fachdienst 50 <Soziales und Senioren> in Gießen und unserer Bürgermeisterin Patricia Ortmann vorgestellt.

Bitte beteiligen Sie sich also reichlich mit Ideen für Hilfsangebote wie auch mit Nachfragen von Hilfe, ohne sich dafür zu schämen.

Am 26. April 2024 findet dann bei Kaffee und Kuchen ab 14.30 Uhr im Bürgerhaus Rodheim
die Besprechung der Ergebnisse statt. Alle Biebertaler sind dazu herzlich eingeladen.

Sollten Sie Bedarfe und/oder Interesse an der Entwicklung dieser Idee, an Mithilfe haben, melden Sie sich gerne über die Mail-Adresse: kontakt@buergerhilfe-biebertal.de

Fotos Lindemann