Veranstaltung über Klärschlammvererdung

am 30. Juni 2023 im Bürgerhaus Bieber

Etwa 20 Personen waren zu dieser Veranstaltung gekommen, die Frau Ortmann mit kurzer Einleitung eröffnete, um dann den Vertretern von The Pauly Group das Wort zu erteilen.
Das Thema Klärschlammvererdung war schon 2020 Thema im Rathaus. Inzwischen ist die Entwicklung weiter gediehen. Die Gemeinde hat eine Fläche angekauft, auf der die Vererdungsanlage eingerichtet werden kann. Sie liegt etwas entfernt von der Kläranlage, so dass eine Unterführung (Düker) des Bieberbaches erforderlich wird. Alle benötigten Gutachten sind positiv, auch von der Unteren Naturschutzbehörde. Baubeginn könnte bereits 2024 sein; zuvor muss allerdings noch eine Ausschreibung erfolgen. Die Anfahrt für die LKWs wäre über eine alte Umgehungsstraße möglich.

Die Referenten von Eco terra, Marvin Klapproth und Martin Herchl


Martin Herchl https://www.xing.com/profile/Martin_Herchl2 stellte gemeinsam mit Marvin Klapproth das System der Klärschlammvererdung vor, wie es von The Pauly Group durchgeführt wird. Als Referenzen wurde auf bereits funktionierende Anlagen z.B. in Grünberg-Allendorf, Bodenwerder, Gudensberg verwiesen.
Von besonderem Interesse für die Gemeinde sind natürlich die Kosten*0) und die Frage, was mit der abgebaggerten Erde passiert. Das wird durch die beiden eingefügten Videos aus Gudensberg-Maden und Brevörde anschaulich dargestellt.

In Biebertal fallen jährlich etwa 675 Tonnen angetrockneter Klärschlamm an. Bis 2019 wurden diese zur BASF nach Ludwigshafen transportiert. Momentan gehen sie in die Verbrennung nach Offenbach
EVO Energiewerk. Monoklärschlammverwertung
Es macht Sinn, die Anlage auf drei Becken mit je 3500 m² Grundfläche mit je einer Aufnahmekapazität von 230 t Klärschlamm zu konzipieren.

Die Pauly-Gruppe träte als Generalunternehmer auf – mit folgenden Leistungen:

Bauliche Leistungen

1.Vermessung (GPS), bodenkundliches Gutachten, Abziehen des Oberbodens; Bodenaushub bis 1,6 m Tiefe
2. Erd- und Rohrleitungsbau, verwendete Erde für Wälle
3. Aufbringen von 1,5 mm dicker Folie mit Doppelschweißnähten*1)
4. Dränagekörper einbringen
5. Pflanzerde aufbringen
6. pflanzen von Schilf aus der eigenen Anzuchtgärtnerei*2)

Als weitere Dienstleistungen werden angeboten
– die Überwachung der Anlage von oben (Drohnen), um das Schilfwachstum zu dokumentieren und ggfs zu korrigieren
– die Analyse der Erden
– Hilfe beim Absatz
– Einarbeitung der Mitarbeiter vor Ort

Kostenentwicklung:

Die Anlage hätte sich je nach Eintrag nach 30-40 Jahren amortisiert, d.h. die Kosten in Höhe von 2 Millionen € im Vergleich zu den jetzigen Kosten wieder eingebracht.
– Man rechnet mit 1/6 des Energieaufwandes,
– weniger Personal
– kaum Maschineneinsatz, z.B. müssten die Rührwerke (Dekanter), die normalerweise nur 12 Jahre funktionieren und pro Stück 1/2 Million € kosten, nicht ersetzt werden. Siehe dazu auch das folgende Video:

Erdabräumung in der Vererdungsanlage Gudensberg
Ausbringen von untersuchter Erde aus der Vererdungsanlage Brevörde/Niedersachsen
Um der aktuellen Düngemittelverordnung zu genügen, wurde die Erde mit Calcium versetzt = Eco terra Ca++

Nach dem Vortrag wurden aus dem Publikum viele Fragen gestellt. Wieder zu Hause fiel uns auch noch etliches ein, bei dem wir weiteren Informationsbedarf haben. Das betrifft vor allem die Pflanzen. Von daher wird ihnen nach weiterer Recherche noch ein Beitrag zu diesem Thema gewidmet werden.


Filme: The Pauly-Group, Fotos: Renell

*0) siehe dazu den Bericht im Bilderbogen vom 3. September 2020

*1) Unter die Folie könnte ein Elektrokabelnetz gelegt werden, dass z.B. Risse anzeigt, so dass nur kleinflächig abgeräumt werden muss

*2) Bei dem Schilf handelt es sich um die botanische Art Phragmites australis

Klärschlammvererdung – was ist das eigentlich?

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Schilf im Frühling – Foto: wikipedia

Bei der Jahreshauptversammlung der Freien Wähler Biebertal Mitte August wurde das Thema Klärschlammvererdung angerissen. Laut Inge Mohr, der neuen Vorsitzenden und Nachfolgerin von Ingo Pfaff, gäbe es in der FWG-Fraktion noch viel Klärungsbedarf über den beabsichtigten Bau im Feld Richtung Kinzenbach.

Die Klärschlammvererdung bietet sich als eine von mehreren Lösungen an, die festen Stoffe zu entsorgen. Wie geschieht das?

Für die Vererdung braucht man Schilfbeete. Diese „Beete“, meist sind es größere Felder (hängt von der Einwohnerzahl ab, siehe unten), werden als Becken angelegt und mit Folie ausgekleidet. Daher kann kein Wasser in die Umgebung abfließen. Die Becken sind von einem ca. 1m hohen Wall umgeben. Die Wasser zuführenden, gelochten Rohre werden kammartig ausgelegt. Dazwischen wird das Schilfrohr gepflanzt. Das Schilf entzieht dem vorgeklärten Abwasser das Wasser. Die festen Bestandteile, die im Schilf zurückbleiben, werden von Mikroorganismen weiter abgebaut. Dabei verändern sie sich in ihren Eigenschaften so stark, dass eine saubere Erde mit hohem Humusanteil zurückbleibt. Diese Erde könnte als Pflanzsubstrat im Garten- und Landschaftsbau und bei Deponiekultivierungen eingesetzt werden. Damit würde sie in den Stoffkreislauf zurückgeführt und nicht einfach verbrannt – wie oft üblich. Man könnte diese Erde auch zur Kompostanlage bringen oder für die Biogasgewinnung nutzen. *) Lesen Sie mehr unter https://infrastruktur.biebertaler-bilderbogen.de/klaerschlammvererdung-was-ist-das-eigentlich/