Waren in den 1980er Jahren innere Themen, Selbsterfahrung und Wachstum durch Selbsterkenntnis hochaktuell, so hat sich der Trend mittlerweile zur Optimierung des äußeren Erscheinungsbildes gewandelt. Die Hashtags #beauty, #fitness oder #skincare gehören aktuell zu den beliebtesten Schlagworten auf den Plattformen der sogenannten sozialen Medizin. Unzählige Bilder lassen sich zu diesen Begriffen finden; oft mit Bildern, die das Aussehen einer Patientin oder eines Patienten vor und nach einem Eingriff zeigen. Die großen Verheißungen sind: Das “ideale Aussehen” ohne körperliches und geistiges Training, Ernährungsumstellung oder strengen Lebensstil, das gewünschte Aussehen durch einen einfachen Eingriff, “schnell und mühelos”. Der bedenkliche Trend, der oft mit chirurgischen Eingriffen verbunden ist, gewinnt geschlechtsunabhängig immer breitere Akzeptanz, wird gar – insbesondere in der jüngeren Generation – zu „Normalität“ und damit auch bagatellisiert. Diese Wunschmedizin, die weder medizinisch noch rechtlich oder ethisch unbedenklich ist, muss von medizinisch notwendigen Eingriffen klar abgegrenzt werden. Dies insbesondere, da sich die sogenannte Schönheitschirurgie außerhalb des gesetzlich geregelten Weiterbildungsrechts der Ärzteschaft entwickelt und die Handhabung von Hyaluronsäure und Botulinumtoxin z.B. häufig lediglich in Wochenendseminaren erlernt wird. Misslungene Interventionen mit geschädigten Menschen sind die Folge.
Bereits am 15. Februar, einen Monat zu früh für den am 12. März stattfindenden “DetransAwarenessDay” hatte ich einen Bericht zur Gender-Debatte “Let´s talk about Sex” geschrieben. Dort verlinkt sind auch die um die Weihnachstszeit entstandenen aufklärenden Artikel “Jesus hätte auch ein Mädchen sein können” – Teil 1 + Teil 2 zur Entwicklung der Geschlechtsidentität zu erreichen. “Trans oder “Transition” meint den Übergang von einem in einen anderen Zustand, z.B. hier Geschlechtsumwandlung, was inhaltlich die Änderung der äußeren Geschlechtsmerkmale meint. “Detrans = Detransition” meint hier, dass eine Geschlechtsumwandlung für manche Menschen nicht die erhoffte “Befreiung” aus der gefühlt misslichen Lage, sich im falschen Körper zu erleben, herausstellt und rückgängig gemacht werden soll.
Wie das selbstverletzende Verhalten, im Sinne von Ritzen, Tattoo, Piercing oder gar Branding, zu einer Mode geworden ist, so steht heutzutage auch das Thema Transgender hoch im Kurs der Diskussion. Auch Magersucht oder Bulimie sind die Methoden, um auf Probleme aufmerksam zu machen. Heute kann es gleich bis hin zum Wunsch auf komplette Geschlechtsumwandlung gehen. Selbstoptimierung liegt in Trend, insbesondere die “Optimierung” des äußeren Erscheinungsbildes. Sie gewinnt gerade immer breitere Akzeptanz, wird gar zur “Normalität”, zum normativen Druck, verbunden mit vermehrten Injektionen des Nervengiftes Botulinumtoxin = Botox oder Hyaluronsäure und schönheitschirurgischen Eingriffen. Oft genug werden diese “verschönernde” Eingriffe auf Wunsch der Klienten von Ärztinnen und Ärzten ohne Facharztweiterbildung in Plastischer und Ästhetischer Chirurgie, wie auch von Heilpraktikern und anderen sich berufen fühlenden Personen, die sich in Wochenendkursen Anleitungen geholt haben, vorgenommen. Da kann auch schon mal etwas schief gehen, so dass Infektionen vorkommen oder andere Formen der Verstümmelung dabei herauskommen.
In Großbritannien etwa zählten im Jahr 2009 offizielle Stellen 77 Personen unter 18 Jahren, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen wollten. Im Jahr 2019 waren es 2590. Bereits im November 2017 stellte der Guardian fest, dass 70 Prozent der überwiesenen Patienten junge Frauen waren.
Nun stehe ich, als einer der Autoren diesen Beitrages jeden Morgen an der Bushaltestelle. Umgeben von zahlreichen jungen Mädchen im pubertären Alter. Keiner von Ihnen steht allerdings abseits oder hat keine Freundin. Das beruhigt erst einmal, Allerdings kann man nie in den Kopf gucken. Keiner weiß, ob die ein oder andere nicht auch diesem Trend hinterher eifern.
Ob schlanke Models oder strahlend schöne Transgender-Persönlichkeiten, die in den Medien gezeigt werden, sie setzen damit vor allem die Mädchen unter einem immensen Druck. Dabei sind alle Menschen einzigartig und etwas besonderes. Denkt bitte daran: Hättet ihr am Anfang eures Lebens nicht das Rennen gewonnen, wärt ihr heute nicht unter uns und Weise ist man meist erst im Rückblick.
Deshalb appellieren wir an alle junge Menschen da draußen bei uns in der Gemeinde. Tut nichts, was ihr später bereut. Es spielt keine Rolle, ob kurze Haare bei Mädchen oder lange Haare bei Jungs. Seid selbstbewusst und lebt euer Leben und macht das, woran ihr Spaß habt. Dies gilt auch später im Beruf. Wenn die junge Frau lieber an Autos schraubt und der junge Mann sich lieber der Erziehung von Kindern widmet, dann macht das und lasst euch nicht davon abbringen, nur weil es einige immer noch nicht verstanden haben. Echte Freunde(innen) sind die, die meinen Ihr müsstet verändert oder gar verbessert werden, nämlich nicht.
Unternimmt jemand frühzeitig Schritte, können sich die nach weiterem Reifen als falsch erweisen, so dass die vorgenommenen Veränderungen rückgängig gemacht werden sollen. Daran erinnert der DetransAwarnessDay. Auch wenn Ihr Euch schon groß fühlt, so könnt Ihr oft die langfristigen Konsequenzen Eures Tuns noch nicht abschätzen. Denn je jünger man ist, um so weniger weiß man von der Welt, die über die Zeit noch als Erfahrungsraum auf einen zukommt.
Zum Abschluss möchten wir noch die Worte einer jungen Frau zitieren, die unter dem Pseudonym „shesindetransition“ ihr Gefühlsleben auf einem Blog in folgenden Worten fasst:
Die Lüge war, zu glauben, dass ich mich verändern und etwas Besseres werden kann. Dass ich meine alte Haut abstreife und darunter etwas Anderes, etwas Wunderschönes zum Vorschein kommt. (…) Wir alle versuchen am Ende nur, uns selbst irgendwie zu ertragen. Unsere Verletzlichkeit, unsere Bedürftigkeit, unsere Hilflosigkeit, unsere Wut, unsere Scham. Das ungeliebte Kind und den tiefen Riss in unserem Selbst, wir alle tragen etwas dieser Art in uns. Diese Welt kennt keine Gerechtigkeit. Diese Welt kennt keine Wahrheit. (…)
Hier artikuliert sich die reflektierte Einsicht einer jungen Frau, die ein pubertierender Teenager noch nicht haben kann. Die Einsicht nämlich, dass man „das ungeliebte Kind“ im Inneren der Seele nicht einfach äußerlich wegoperieren kann. Sich darüber mitzuteilen hilft, sich Hilfe suchen ist ein Zeichen von Intelligenz, auch wenn es Mut braucht, sich zu zeigen. Daher Augen auf, wem Ihr Euch anvertraut.