2. Workshop im Elternforum

Am 25. Oktober 2025, von 9.30 bis 12.00 Uhr, dieses Mal im Petrushaus in Fellingshausen, Pfarrgasse 5, beschäftigte sich der 2. Workshop für Eltern, Großeltern usw. mit der wichtigen nachgeburtlichen Zeit der frühen Bindungserfahrungen und seinen Auswirkungen auf die Lebens- und späteren Beziehungsgestaltungen.

Wenn ein Kind verlässlich Trost, Nähe und Sicherheit erfährt, bildet es ein sogenanntes sicheres Bindungsmuster.
Das Kind lernt: „Die Welt ist ein sicherer Ort; ich bin willkommen.“
Ein sicher gebundenes Kind entwickelt bessere Selbstberuhigungsmechanismen.
Wenn Zuwendung fehlt, unberechenbar oder traumatisierend ist, entsteht ein unsicheres oder gar eine desorganisiertes Bindungsmuster.
Das Gehirn speichert: „Ich kann nicht vertrauen; Nähe ist gefährlich; ich bin nicht willkommen.“
Unsicher oder gar desorganisiert gebundene Kinder zeigen häufig eine Übererregbarkeit, Unberechenbarkeit, Angst, Aggressivität oder Erstarrungen bzw. muskuläre wie charakterliche Verhärtungen, weil das Stresssystem chronisch (über)aktiviert ist.

Alle frühen Erfahrungen werden implizit gespeichert, d.h. es gibt dazu keine Worte, keine Bilder. Diese unbewussten bzw. später nicht mehr erinnerbaren frühen Eindrücke sind emotional tief im limbischen System verankert und verhaltensleitend. Für das Bewusstsein sind die Erfahrungen kaum zugänglich – aber und nur an ihren Auswirkungen erkenntlich. Denn was wir nicht wissen, müssen wir zwangsläufig erleben – zumindest bis wir die Muster darin erkennen.
Später beeinflussen die frühen Erlebnisse nicht nur die Partnersuche und mögliche Beziehungen sowie deren Gestaltung, sondern auch Selbstbild, Stressverarbeitung und sogar Krankheitsanfälligkeit im Erwachsenenalter.

Die mittlere Ebene des limbischen Systems gilt als das Zentrum für Emotionen und das darauf basierende entsprechende Verhalten. Es ist an den Funktionen Sättigung und Hunger, Gedächtnis, emotionale Reaktionen, Fortpflanzung und mütterliche Instinkte sowie sexuelle Erregung beteiligt.
In seinen Grundzügen wird unser später typisches emotionales Reagieren in der Zeit nach der Geburt entscheidend geprägt. Damit werden im weiteren Leben dann diese oder jene Erwartungen und Bewertungen von Erlebnissen wahrscheinlicher.
Zusammen mit dem sich aus den sozialen Erfahrungen entwickelnden Stress-, Beruhigungs- und Bindungssystem und deren – gelingenden oder weniger gut gelingenden – regulatorischen Einstellungen, folgen dann in späteren Jahren mehr oder weniger Gesundheit oder psychische und körperliche Erkrankungen.

Gerade in Zeiten medialer Verunsicherung ist den Referenten, der Pädagogin Luisa Ehlicker Glaub und dem Arzt und Psychotherapeuten Dr. Alfons Lindemann, wichtig, real ins Gespräch zu kommen und einen Erfahrungsaustausch zwischen den Generationen in Gang zu bringen. Denn Bindung, also ein echtes berührendes Miteinander, bewirkt nicht nur in der Kindheit so, dass entweder dieses oder jenes Verhalten und Erleben wahrscheinlicher wird.
Mehr zum Thema am 1. November 2025 auf unserer Nachrichtenseite unter dem Titel >Real oder doch „nur“ Wirklichkeit<.

Fotos: A. Kraft, Stressfolgen: BASICS Psychosomatik und Psychotherapie, Svenja Davis-Glurich, 2023

*) Narrativ meint etwas Erzähltes. Wie es wirkt, hängt davon ab, wie es erzählt wird: Angst machend oder Lebensmut und Freude vermittelnd.

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