Impfen sollte für jeden ein Muss sein!

Foto: Dirk Vorderstraße

Gerade (Januar 2023) gehen die Zahlen der an Atemwegsinfektionen Erkrankten wieder zurück.
Mit Mundschutz während der Corona-Pandemie hatte das Immunsystem deutlich weniger Trainingsmöglichkeiten, sich mit den bei uns üblichen Erregern auseinanderzusetzen. Daher gingen die Zahlen der häufig nun schwerer als üblich verlaufenden Infektionskrankheiten Ende 2022 in die Höhe.
Training, also (erhöhte) Aktivität, ist für alle möglichen körperlichen Prozesse wichtig, um den Stand an Fähigkeiten zu erhalten – eben auch für das Immunsystem, die Muskulatur oder das Denken.

Eltern sowie Kinder- und Jugendärzte haben bei den Kleinen ein besonderes Auge auf den ausreichenden Impfschutz. Bei Erwachsenen gerät dies leider oft aus dem Blick.
An die eigenen Auffrischungsimpfungen sollte man jedoch denken, um den Impfschutz – also den guten Trainingszustand der Immunabwehr – aufrecht zu erhalten. Denn je nach Erreger oder auch Impfstoff müssen manche Impfungen in regelmäßigen Abständen wiederholt werden – auch wenn bei der Mehrzahl der Impfungen die Grundimmunisierung ein Leben lang anhält.

Der Impfkalender

Der Impfkalender zeigt, in welchen Abständen welche Impfungen erneuert werden müssen.
Der Kalender basiert dabei auf den Impfempfehlungen der STIKO . Derzeit sind dies die Impfungen gegen:

  • Tetanus (Wundstarrkrampf)/Diphtherie (Halsbräume oder -würger)/Keuchhusten (Stickhusten)
  • Polio (Kinderlähmung) (bei Menschen mit berufs- oder reisebedingtem Risiko)
  • FSME (für Menschen, die in FrühSommerMeningo(Hirnhaut)Entzündungs-Risikogebiet leben oder dorthin reisen und Zecken ausgesetzt sind, aber auch wenn ein berufsbedngtes Risiko besteht)
  • Influenza (Grippe) (Die Grippeimpfung ist per Definition keine wirkliche Auffrischungsimpfung. Da sich die Viren fast jedes Jahr verändern und somit immer wieder ein neuer Impfstoff benötigt wird, handelt es sich immer um Grundimmunisierungen.)
  • Covid 19 (Atemwegserkrankung und long Covid mit Fatique Syndrom) (Die Coronaimpfung ist per Definition keine wirkliche Auffrischungsimpfung. Da sich die Viren fast jedes Jahr verändern und somit immer wieder ein neuer Impfstoff benötigt wird, handelt es sich immer um Grundimmunisierungen.)
  • Man sollte den nächsten Impftermin im eignen Kalender notieren.

Welche Impfungen halten ein Leben lang?

Die MMR-Impfung (gegen Mumps (Ziegenpeter), Masern und Röteln) muss nicht aufgefrischt werden, wenn eine vollständige Grundimmunisierung existiert, die aus mehreren Teilimpfungen besteht, gegeben in mehreren Wochen bis zu mehreren Monaten. Hier besteht nach der Grundimmunisierung ein lebenslanger Schutz. Kinder erhalten diese Impfungen in der Regel innerhalb ihrer ersten 23 Lebensmonate.
Auch die Impfung gegen Varizellen (Windpocken) hält nach der abgeschlossenen Grundimmunisierung ein Leben lang.

Zusätzlich gibt es noch Impfungen, für die es aus unterschiedlichen Gründen keine Empfehlung zur Auffrischung gibt:

  • Pneumokokken (Lungenentzündung) (allerdings abhängig vom Impfstoff)
  • Meningokokken (Hirnhautentzündung)
  • Hepatitis B (chronische Leberentzündung)
  • Rotaviren (Durchfallerkrankungen)
  • Hib Haemophilus-influenzae-b-Infektion (Atemwegserkrankungen)
  • HPV Humane Papillomviren (Erkrankungen des Gebärmutterhalses bzw. Penis)

Wie häufig werden Impfungen aufgefrischt?

Fragen Sie Ihren Hausarzt, zeigen Sie ihm Ihr Impfbuch. Denn je nach Erreger bzw. Impfstoff, Alter und Reisetätigkeit gibt es unterschiedliche Rhythmen, in denen Impfungen aufgefrischt werden.

Arzt mit Impfbuch
Foto: Alexander Raths – stock.adobe.com

Insbesondere vor Reisen ins Ausland sollte der Impfstatus auf aktuellem Stand sein. Denn in den verschiedenen Ländern und Regionen wird man mit unterschiedlichen, (neuen) Erregern in Kontakt kommen. Das sollte das Immunsystem nicht unvorbereitet treffen, da sonst seine Reaktionszeit zu lang sein könnte, um vor schwerem Verlauf einer Erkrankung zu schützen. Reiseimpfungen kann man zum Beispiel beim Centrum für Reisemedizin nachlesen, da auf Reisen ganz unterschiedliche Impfstoffe zum Einsatz kommen. Ein Termin sollte mindestens 6 Wochen vor dem Urlaub liegen, sodass noch genügend Zeit vorhanden ist, ausstehende Impfungen durchzuführen.

Quellen:
Robert Koch-Institut, Epidemiologische Bulletin 34/20 (letzter Zugriff am: 21.04.2021)
Robert Koch-Institut, Masern – RKI-Ratgeber (letzter Zugriff am: 21.04.2021)
Robert Koch-Institut, Influenza (Teil 1): Erkrankungen durch saisonale Influenzaviren – RKI-Ratgeber (letzter Zugriff am: 21.04.2021)
Robert Koch-Institut, Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2019 (letzter Zugriff am: 21.04.2021)

Wer Ängste in Punkto Impfen hat, lese auf unserer Gesundheitsseite weiter.

Countdown für die Gesundheit

Bis zu 5 zusätzliche Hitzewellen in Norddeutschland und bis zu 30 zusätzliche Hitzewellen in Süddeutschland – jeden Sommer.
Ein Anstieg der Durchschnittstemperatur um 3.7 Grad.
Diesen für die kommenden Jahrzehnte prognostizierten Klimaveränderungen hat das deutsche Gesundheitswesen – zumindest aktuelle – nichts entgegenzusetzen. Das zeigt der im November in Berlin vorgestellte Jahresbericht der internationalen Forschungs-initiative “Lancet Countdown”, der in diesem Jahr erstmals Empfehlungen für Deutschland herausgegeben hat.
Die Bundesärztekammer forderte deshalb die Länder und Kommunen auf, konkrete Maßnahmenpläne für Kliniken, Not- und Rettungsdienste sowie Pflegeeinrichtungen zu entwickeln.

Denn insbesondere die hohen Umgebungstemperaturen während sommerlicher Hitzewellen werden direkte gesundheitliche Auswirkungen haben. Der Hitzestress, aber auch die hohen bodennahen Ozonkonzentrationen während der Hitzeperioden können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, insbes. bei älteren Menschen und schon Herz-Kreislauf- und Atemwegs-erkrankten.
Die Ärzte müssen im Blick haben, dass bei bestimmten Medikamenten bei hohen Temperaturen die Dosierungen angepasst werden müssen.
Zudem müssten sich die Menschen darüber im klaren sein, dass in Zukunft von Mücken übertragbare “exotische” Erreger verstärkt auftreten werden. Steigende Temperaturen ermöglichen die Ausbreitung von Überträgern von Infektionskrankheiten, die bislang in Deutschland nicht vorkamen – z.B. Dengue-Fieber, Zika oder Chikungunya oder Gehirnhautentzündung durch West-Nil-Virus.
Auch die Biologie allergener Pollen verändert sich mit zunehmender Wärme. Die saisonale Dauer des Pollenfluges verändert sich, die Pollenmenge steigt an, was Asthma und allergische Reaktionen verstärkt.
Darüber hinaus erhöht sich durch die Erwärmung der Ostsee das Risiko einer Infektion mit Vibrio-Bakterien. Die im Salzwasser der Ostsee vorkommenden Keime vermehren sich sprunghaft bei Wassertemperaturen von mehr als 20 Grad und können Wunden infizieren. Das stellt, wie die Todesfälle in diesem Sommer belegen, speziell für ältere, immungeschwächte, chronisch kranke oder Menschen mit Hautverletzungen ein Risiko dar, von dem man wissen sollte. Seit den 1980er Jahren hat sich aufgrund höherer Wasser-tempferaturen die Anzahl der Tage verdoppelt, an denen man sich beim Baden infizieren kann – 2018 waren es 107 Tage.

Wir müssen verhindern, dass die Gesundheit eines Kindes, das heute geboren wird, durch das sich verändernde Klima bestimmt wird. Denn unsere Kinder und Enkelkinder werden diejenigen sein, die am stärksten von den Effekten des Klimawandels betroffen sein werden.

Je früher wir anfangen, desto einfacher ist es, die notwendige Reduktion der CO2-Emissionen zu erreichen.
Beginnen wir erst 2025, bleibt nur der ‚kalte Entzug‘ mit den zu erwartenden sozialen und wirtschaftlichen Folgen.
Weniger Einsatz fossiler Brennstoffe im Energie- und Verkehrssektor verringere beispielsweise die Belastung durch Luftverschmutzung.
Die Luftverschmutzung insgesamt habe 2016 weltweit zu sieben Millionen Todesfällen geführt, 2,9 Millionen davon habe Feinstaub verursacht. In Deutschland trug die Feinstaubbelastung 2016 laut Bericht zu über 44 800 frühzeitigen Todesfällen bei.
Darüber hinaus trage die Förderung von Radfahren, Zu-Fuß-Gehen und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zur Steigerung der körperlichen Aktivität bei – mit den bekannten positiven Folgen für die Gesundheit. Entsprechend gilt es, um möglichst viele Menschen „ins Boot zu holen“, den Klimaschutz nicht mit Verzicht gleichzusetzen, sondern stattdessen sollte darauf hingewiesen werden, was gewonnen werden könne.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 116, Dezember 2019, Nadine Eckert; im Internet: www.aerzteblatt.de/lit4719