Konflikte und die Kunst des Zuhörens

Konflikte sind in Beziehungen normal.
Sie beruhen oft auf Missverständnissen, resultieren aus unterschiedlichen Standpunkten, Perspektiven, Zielen oder Werthaltungen oder auch aus Übertragungen, also einem ähnlichen Erleben, wie man es zuvor schon in anderen Situationen und mit anderen Menschen erfahren hat, das jetzt als gleich unterstellt wird.
Konstruktiv ausgetragen dienen Konflikte einem besseren Verstehen und fördern die Entwicklung von Prozessen.
Sinn und Zweck eines Konfliktes ist daher nicht, „zu gewinnen“ oder Ihr Gegenüber davon zu überzeugen, dass Sie recht haben – und nicht einmal, dass Sie gleich denken.

Oft zeigt sich in Beziehungen jeder Art, dass bestimmte Schwierigkeiten immer wieder auftauchen / zu denen man immer wieder zurückkehrt.
Auch wenn das – vordergründig betrachtet – unangenehm ist und bewusst nicht gewollt wird, so ist dieses Verhalten letztlich der Versuch, Unerledigtes abzuschließen, Wunden zu heilen, Psyche oder/und Körper ins Gleichgewicht zu bringen.
Gerade die Wiederholungen helfen, im Laufe der Zeit Muster zu erkennen und das anfangs noch Unbekannte immer besser zu fassen und herauszufinden, worum es eigentlich geht.
Insbesondere Lebenspartner oder langjährige Vertraute sind dabei diejenigen, bei denen man sich traut, ihnen derartige Konflikte zuzumuten, etwas Unbewusstes zu re-inszenieren, um letztlich die versteckte Botschaft an sich selbst, die in der konfliktträchtigen Inszenierung (die innere Verletzungen sichtbar werden lässt) zu entschlüsseln.
Forschungen von John M. Gottman und Julie Schwartz-Gottman in den USA*) haben allerdings gezeigt, dass viele Beziehungskonflikte nicht gelöst werden können; dass es manchmal gilt, mit einer Reihe von „ewigen Problemen“ zu leben. Doch wenn Sie entdecken, was solchen „ewigen, also sich wiederholenden Konflikten“ zugrunde liegt, dann decken Sie etwas auf, das im Zentrum der Überzeugungen, der (unerfüllten) Grundbedürfnisse und der Persönlichkeit, von Ihnen oder Ihrer/s Partners/in angesiedelt ist. Wesentlich ist es, sich wie die/den Partner/in als die anzunehmen, die sie oder der er ist und Verschiedenheiten als Bereicherungen zu verstehen und anzunehmen.
Gelingt dieses Annehmen nicht, weil die Unterschiede in den Vorstellungen von Zielen, Werten, Lebensstil und Bedürfnissen, die im Leben befriedigt werden sollen, zu gravierend sind, kann es sinnvoll sein, sich zu trennen, um einem Leben im (offenen oder unterschwelligen) Dauerkonflikt zu entgehen.

Um Lösungen zu finden sind zum einen Fragen und zum anderen Zuhören von besonderer Bedeutung; wobei das Zuhören, das aufmerksame, zugewandte, offene, annehmende Lauschen, das alles entscheidende ist.

Den vollständigen, ausführlicheren Artikel finden Sie über diesen Link.

Foto: Pixybay
*) Quelle: John M. Gottman und Julie Schwartz-Gottman, 8 Gespräche, die jedes Paar führen sollte, 2019 bzw. deutsch Ullstein-Verlag 2022