Der Begriff “Weiberfastnacht” stammt möglicherweise schon aus dem Mittelalter und aus Nonnenklöstern. In Klöstern ist unbedingter Gehorsam erwünscht. Einmal im Jahr durften die Nonnen jedoch über die Stränge schlagen (d.h. galoppieren, statt brav im Schritt zu gehen). Sie tanzten tagsüber; und sobald die Oberin zu Bett gegangen war, wurden sogar Karten gespielt. Ob sie am nächsten Morgen eine Stunde länger schlafen durften – wie an Sonntagen – ist mir nicht bekannt.
Die gebräuchlichere Lesart sagt, dass es die Weiberfastnacht erst seit dem 18. Jahrhundert gäbe. Allen Bräuchen gemeinsam ist, dass den Frauen für einen Tag die Macht zugestanden wird (in einigen Gegenden der Schweiz sogar drei Tage). In Köln begannen die Marktfrauen im 18. Jahrhundert, sich gegenseitig die Mützen vom Kopf zu reißen. Damit symbolisierten sie, nun nicht mehr “unter der Haube” zu sein. In Bonn-Beuel legten 1824 die Wächerinnen die Arbeit nieder, um eine Teilnahme am “Männer-Karneval” zu erzwingen. Auch heute noch gibt es eine Wäscherei-Prinzessin, die mit ihrem Gefolge das Bonner Rathaus stürmt (wird vom WDR live übertragen). Mittlerweile liegt im regulären Karneval die Altweiberfastnacht immer am Donnerstag – das war früher und ist in der alemannischen Fastnacht ganz anders.
Der Ausdruck “schmotziger Donnerstag” hat nichts mit Schmutz zu tun, sondern bedeutet “fettiger Donnerstag”. Vor Beginn der Fastenzeit sollte nochmal richtig geschlemmt werden. es wurde geschlachtet. Mit dem Schweineschmalz wurden auch Kreppel oder Krapfen gebacken, um die Eier zu verwenden. Eier waren aber nicht überall gleichermaßen verboten. Übrigens geht es in anderen Sprachen erst am Dienstag “fett” zu: Mardi Gras, Martedi Grasso, Fat Tuesday, also am letzten Tag vor Beginn der Fastenzeit. Im Deutschen benutzen wir die gleiche Sprachform wie bei “Heiligabend”, = der Abend vor Weihnachten, im englischen “Halloween”= der Abend vor Allerheiligen.
Wenn Sie an Weiberfastnacht einem Mann die Krawatte abschneiden möchten, so sollten Sie vorsichtig sein. Entweder begeben Sie sich in die Karnelvalshochburgen oder man könnte Sie wegen Sachbeschädigung verklagen. Nur wenn der Krawattenträger sich mitten ins weibliche Getümmel stürzt, ist er selber Schuld am Verlust seines männlichen Machtsymboles.
youtu.be/QCJEL1-DoaM
Wer die Fotos unten ein wenig zoomt, wird in dieser Tafel der aktuellen Fastnachtsorden der Stadt Montabaur erkennen: Auch heute alles fest in Männerhand – zumindest, wenn es im Rathaus der Stadt ausgestellt wird.
Fotos 1+2: Wikipedia, 3+4 Ev. Renell