Wohl wissend, dass man für Wissen niemanden interessieren kann, der keine eigene Motivation beim Thema hat, regte dennoch ein
Vortrag des Hirnforschers Gerhard Roth die Pädagogin Luisa Ehlicker Glaub und den Arzt und Psychotherapeuten Dr. med. Alfons Lindemann an,
einen Austausch zu >kindlicher Entwicklung< zu starten: Wissenschaft trifft Alltagserfahrungen.


Dabei war es ein Anliegen, junge und erfahrende Menschen ins direkte Gespräch zu bringen,
mal nicht defizit- oder verkaufsorientiert,
sondern einfach, um erarbeitetes und erlebtes Wissen weiterzugeben, um den sozialen Zusammenhalt im Dorf zu stärken.
Moderne Erkenntnisse der Hirnforschung zu Entwicklungsvorgängen und Lernbedingungen wurden in drei Vormittagsworkshops in verschiedenen Ortsteilen Biebertals präsentiert:

In unserer Zeit des Überangebots von Expertenmeinungen und Ratgeberliteratur
war das Hauptanliegen der Referenten,
die teilnehmenden Eltern, Großeltern und Fachkräfte gleichermaßen zu erinnern,
als Subjekte bei sich selbst zu sein
und Kinder nicht zu Objekten zu machen – für eine erfüllte, sich entfaltende Beziehung zum Kind.
Der erste Workshop bot Einblicke in vorgeburtliche Einflüsse wie Genetik und der Erfahrungen unserer jüngeren Vorfahren für das grundlegende Temperament eines jeden Menschen. Hieraus entwickelte sich ein tiefgehender Austausch zum Loslassen von Gedanken elterlicher „Schuld“.
Beim zweiten Treffen wurde die Wichtigkeit der ersten Lebensjahre für sichere Bindungsmuster aufgegriffen und deren langfristige Konsequenzen für Beziehungsgestaltungen. Im Gespräch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde der Austausch persönlicher Erinnerungen im Wandel der Generationen als sehr wertvoll rückgemeldet.
Der abschließende Workshop beleuchtete die herausfordernden Momente der Beziehungsgestaltung zwischen Erwachsenen und Kind, diesmal auch ganz bewusst im fachpädagogischen Zusammenhang. Denn in ihrer Lebendigkeit sind es oft die Kinder, die uns Erwachsene schmerzhaft daran erinnern, welche Bedürfnisse wir unterdrückt haben. Gemeinsam wurden Konflikttypen und der Zustand des eigenen Nervensystems über Körperübungen ergründet.
2026 werden wir das Format des Elternforums thematisch für (Paar-)Beziehungsthemen öffnen und „Gemeinsam in Biebertal“ im „Generationendialog“ fortsetzen. Wir verbinden damit die Hoffnung, die zaghaften Anfänge eines wiedererwachsenden dörflichen Miteinanders zu stärken.
Dieses Mal bieten 40 Jahre Paarforschung des Ehepaares Gottman*)- den durchaus im Prozess veränderbaren – Themenrahmen, den wir in wechselndem Format zum Gespräch und zur Weitergabe von Erfahrungen anbieten. Denn unsere Lebensbedingungen gestalten wir gemeinsam mit anderen. Wissenschaftlich betrachtet sind soziale Kontakte, neben der Bewegung in der Natur, ein Kernfaktor für körperliche wie psychische Gesundheit.
Fotos: A. Kraft und K. Waldschmidt
