Platt dou merr häi schwätze Teil 1

Die Broschüre, die im Beitragsbild zu sehen ist, gibt es im übrigen für 4€ pro Stück käuflich zu erwerben. Anlaufstelle dazu ist der Heimat- und Geschichtsverein Rodheim-Bieber, aber auch bei der Praxis Ute Jung in Fellingshausen liegen Exemplare zum käuflichen Erwerb aus. Eine Broschüre, die sich auf jeden Fall lohnt.

Was sind Dialekte doch so toll! Wer kennt es nicht, wenn der tief sächsische oder bayrische Mensch in seinem perfekten Dialekt redet und man selber nur noch Bahnhof versteht. Das kann schon mal dazu führen, dass der Azubi freiwillig ins Englische wechselt, da er die Betreiberin in Rosenheim am Telefon nicht verstanden hat. So geschehen bei mir am Arbeitsplatz. Aber auch wir Mittelhessen brauchen uns da nicht zu verstecken. Wurden 2 Frankenbacher Urgesteine, die sich auf Platt unterhielten, doch von Frankfurter Spielerfrauen (Alte-Herren-Jubiläumspielen gegen Eintracht Frankfurt Alte Herren 2014) gefragt, aus welchem Land sie stammen und was für eine Sprache sie sprechen.

Und manchmal brauchts gar nicht die große Entfernung zur Mainmetropole, denn schon in Ortschaften,die Nachbarn sind, werden die Wörter unterschiedlich ausgesprochen. Ein tolles Beispiel lieferten die beiden Professoren Gerhard Augst und Hans Ramge. Sie zeigten in einer Veranstaltung des Heimat- und Geschichtsvereins Rodheim Mitte April zum Thema Dialekt, wie sich das Biebertaler Platt die letzten 145 Jahre verändert hat. Eine sehr interessante Veranstaltung, die auch viele Zuhörer/innen aus entlegeneren Orten angelockt hat.

Zunächst begrüßte Dr. Jutta Failing die anwesenden Personen und erzählte, dass Mundart nicht statisch sei, sondern sich den Gegebenheiten immer wieder anpasse. So benutzte ihre Oma, Jahrgang 1903, Wörter wie Schóssee oder Portmonnai, die bekanntlich aus dem französischen stammen, in ihrem Sprachgebrauch. Zudem verwies sie, dass selbst Herrscher und Adlige früher selbstbewusst ihren Heimatdialekt gesprochen haben.

Dank dem Bibliothekar und Sprachwissenschaftler Georg Wenker, der 1880 die berühmten Wenkersätze verfasste, gibt es einen Vergleichspunkt, wie sich die Sprache in den letzten 145 Jahren verändert hat. Wenker, der in Düsseldorf geboren wurde, schickte bereits 1876 die ersten 42 Sätze ( rheinischen Sätze) in die nähere Umgebung seiner Heimatstadt, um die einzelnen Lokaldialekte zu untersuchen. Das war ihm allerdings nicht genug und er weitete das ganze ein Jahr später mit 38 Sätzen auf ganz Westfalen aus (westfälische Sätze). Letztendlich entstanden dann 1880 40 Sätze, mit den Wenker die Dialekte des ganzen Reiches erfasste.

Auch die Biebertaler Lehrer wurden dazu befragt und haben selbstverständlich geantwortet. Allerdings sind es nur 6 Zurücksendungen, da Vetzberg zu dem Zeitpunkt keine eigene Schule besaß. Zu den Wenkersätzen in Biebertal mehr im 2. Teil.

Mehr zu den räumlichen Abgrenzungen und den Wenkersätzen findet ihr auf Treffpunkte – Dorfentwicklung bis heute

Beitragsbild: C. Haus
Bilder 1 & 2: C. Haus
Bild 4-6: Broschüre Biebertaler Dialekte früher und heute
Quelle: Broschüre Biebertaler Dialekte früher und heute, uni-marburg.de, wikipedia.de

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