Zu diesem Thema hatten sich am 25.10. Biebertaler und auch Zuhörer/innen aus Gießen in Krumbach zum Generationendialog der Bürgerhilfe Biebertal eingefunden. Barbara Lindemann stelle den Verein „Für-Dich-da e.V.“ vor, der Anfang des Jahres gegründet wurde, um eine angehörigengeführte Wohngemeinschaft für ältere und auch dementiell erkrankte Verwandte zu gründen und zu verwalten. Im Februar hatte die Gruppe eine 4-Zimmer-Wohnung in Gießen angemietet und altengerecht umgebaut, so dass im März drei Bewohner/innen in ein neues fämilienähnliches Zuhause einziehen konnten.

Die Immobilienfachwirtin berichtete vom Alltag in der WG, in der die Bewohner – im Vergleich zu ihrer vorhergehenden kurzzeitigen Unterbringung – regelrecht auflebten, wieder Kontakt mit der Welt und mit den anderen aufnahmen. Plötzlich ging es wieder, gemeinsam zu singen (u.a. im Demenz-Chor in Gießen), sich zu unterhalten, miteinander Mensch-ärgere-Dich-nicht zuspielten, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten sportlich zu beschäftigten, Gedichte und Witze zu rezitieren, das Stadttheater und Ausstellungen zu besuchen usw. Betreut, neben den sich vielfältig engagierenden Verwandten, wird die Gruppe von einer 24-Stunden-Pflegekraft und einer sehr demenzerfahrenen Haushaltsangestellten, deren Herzblut genau in diesem Leben mit älteren Mitmenschen steckt.
Weitere Projekte sind in Planung. Vor allem aber ist einer der Vereinszwecke, die Weitergabe von Wissen, wie sich Leben im Alter – und zwar rechtzeitig, wenn man noch fit ist – gestalten lässt. Auch aus dem Publikum, das sich mit eigenen Überlegungen einbrachtet, kam der Vorschlag, eine „Ideen- und Angebots-Börse“ in Biebertal zu schaffen, die den Austausch untereinander fördern würde. „Wer weiß und kann was, wer hat was, z.B. Räumlichkeiten, zu bieten, wer hat Bedarf an …“
Aus wissenschaftlicher Sicht, so streute ihr Mann immer mal wieder etwas ein, sind soziale Kontakte der Faktor, der eine hohe Lebensqualität im Alter am wahrscheinlichsten macht. Statistisch ist ja erst ab 90 Jahren, ca. jeder Dritte von Demenz betroffen. Zuvor haben zwar viele Alzheimerängste, sind aber gar nicht gefährdet. Allerdings verschlechtern negative Gedanken nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Lebensspanne, die man in relativer Gesundheit verbringen kann.
Wichtig waren auch finanzielle Überlegungen, da die oben geschilderte Wohnform deutlich kostengünstiger für die Bewohner ist, als eine Unterbringung im Heim. Gerade im ländlichen Raum, wo viele Menschen, oft allein, in mittlerweile viel zu großen Häusern leben, bietet sich ein Zusammenziehen an, um sich gegenseitig unterstützen zu können, sozialkontakte zu haben, Lebensunterhaltskosten zu reduzieren, um sich evtl. auch gemeinsam externe Unterstützung leisten zu können und last but not least: so lange wie möglich in vertrauter Umgebung mit vertrauten Menschen leben zu können. Gerade der letzte Punkt kam im Gespräch immer wieder heraus. Daher sollte man sich zu Zeiten in denen man noch geistig und körperlich fit ist, darum kümmern.
Es gibt vielerlei Unterstützungen und Finanzierungshilfen, wenn auch die Auseinandersetzung mit den Pflege- und Krankenkassen immer mühseliger wird – gerade wenn niemand aus dem Bekanntenkreis in der Online-Abwicklung firm ist.
Foto: K. Waldschmidt
