Nur ein paar Wirkungen vom Smartphone-Gebrauch auf den Körper

Nach aktuellen Schätzungen verbringen Menschen in Deutschland durchschnittlich etwa 3 bis 4 Stunden pro Tag mit ihrem Smartphone.
Bei Jugendlichen liegt die durchschnittliche tägliche Smartphone-Nutzung oft zwischen 4 und 7 Stunden oder mehr; z.B. am Wochenende. 

Bilder: von ChatGPT mittels KI generiert

Eine einzige Nachricht auf dem Display unseres Smartphones reicht und schon schüttet unser Gehirn Botenstoffe aus, die das Gefühl der Belohnung und Zugehörigkeit auslösen. Dieses Gefühl wollen wir immer wieder und immer öfter haben. Allerdings gewöhnt sich das Gehirn an die ständige Präsenz der Reize und entwickelt eine Toleranz, so dass – im Sinne einer Suchtentwicklung – immer öfter zum Smartphone gegriffen werden muss, um die gewünschte Zufriedenheit zu erreichen.
Reicht die Smartphone-Nutzung nicht mehr aus, ist das Stress für unser Gehirn, der z.B. zu Herzrasen und anderen Entzugserscheinungen; ähnlich wie bei Drogenabhängigen führt. Denn der Entzug des Smartphones führt zu Kontrollverlust-Gefühlen; und die mangelnde Erreichbarkeit wird als intensive Bedrohung erlebt: „Wenn ich Off-Line bin, bin ich für die Welt tot.“ Aber auch aus vielfältigen anderen Gründen im Zusammenhang mit der Nutzung von Mediengeräten, z.B. Bewegungsmangel, Fehlernährung, Diabetes, Rauchen, mangelnde Erholungszeiten, ist die extensive Handynutzung eng mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen korreliert (d.h. sie kommen gehäuft zusammen vor). Einen klaren Zusammenhang gibt es auch zwischen Übergewicht und Mobiltelefonnutzung, z.B. für Spiele, Videos, Musik oder Chatten.

Wenn ein Smartphone auch nur im Schlafzimmer liegt, kommt es häufig zu Schlafproblemen und zu Blutdruckerhöhungen, da der Körper unbewusst im Bereitschaftsmodus bleibt. Die Wahrscheinlichkeit von Ein- und Durchschlafstörungen steigt in Studien zudem um bis zu 59 %, wenn ein mobiles Endgerät eine Stunde vor der Nachtruhe benutzt wird; zudem verkürzt sich dadurch die Schlafdauer, die für Erholung und Regeneration des Körper gebraucht wird.

Trockene und juckende Augen sind die Folge von vermindertem Lidschlag, wenn man auf den Bildschirm starrt. Beim Handyspielen sinkt die Blinzelrate von 21 auf durchschnittlich 8.9 Blinzler pro Minute – über die gesamte Spielzeit.

Wahre Daumenkünstler entwickeln sich bei der Smartphone-Nutzung, da die Auge-Gehirn-Daumen-Zusammenarbeit, ähnlich wie beim Erlernen eines Musikinstrumentes, trainiert wird. Dabei sind bestimmte Bereiche im Gehirn, z.B. für Daumensensibilität oder -motorik, extrem aktiv und wachsen.
Weniger erfreulich der „Handydaumen„, da einseitiger Gebrauch zu schmerzhalten Sehnenscheidenentzündungen führen kann. Auch das Karpaltunnelsyndrom, bei dem es zu schmerzhaften Kribbelparästhesien oder nadelstichartigen Missempfindungen kommt – vorwiegend im Mittel- und Ringfinger, später in Daumen und Zeigefinger; teilweise mit Schmerzausstrahlung in den Arm.
Orthopäden kennen auch den „Handynacken„, da wir beim Gebrauch des Smartphones den Kopf fast immer nach vorne neigen und so die Nackenmuskulatur überlasten. Kinder entwickeln wegen dieser Dauerhaltung zum Teil sogar einen fixierten Rundrücken – so wie wir es auch bei depressiven Menschen sehen, die, statt in die Welt zu schauen, vor sich hin und nach unten starren.
Heutzutage klagen bereits 17 – 68 % der Menschen wegen ihrer Liebe zum Smartphone über Nacken-, Kopf- und Rückenschmerzen.

Diejenigen, die auf der Toilette häufig mit ihrem Handy beschäftigt sind, zeigen ein um 46 % erhöhtes Risiko für Hämorrhoiden. Eine Erklärung dafür ist, dass beim längeren Sitzen auf der Toilette – vereinfacht gesagt – der Po länger auseinandergezogen wird und so das Risiko steigt, dass Venen nach außen rutschen, also Hämorrhoiden entstehen. Mehr als 33 % der Smartphone-Nutzer verbringen mehr als sechs Minuten auf der Toilette; im Vergleich zu 7 % Nicht-Smartphone-Toilettennutzern. Das Phänomen ist allerdings nicht Smartphone-spezifisch – auch wer zum Stuhlgang ein Buch oder die Zeitung liest, hat das gleiche Risiko.

Enden wir den Artikel jedoch nicht ganz so unter der Gürtellinie: Das vermeintliche Multitasking, z.B. beim Autofahren mit dem Handy hantieren, führt in Wahrheit immer zu verminderter Leistungsfähigkeit – z.B. verlängert sich der Bremsweg im Schnitt um 20 %.
Nahezu ein Drittel der Autounfälle entstehen durch Ablenkung.

Das Schlimmste an der – zumindest bei sehr früher – Nutzung des Smartphones ist der geistige Verlust – einmal dadurch, dass bestimmte Nervenzellen im Gehirn auf zweidimensionalen Darstellungen überhaupt nicht reagieren, sondern nur auf echte dreidimensionale Beziehungsangebote. Dann sind auf der Mattscheibe alle Inhalte gleich flach und ein echtes Begreifen findet nicht statt. Zum anderen werden Informationen nicht mehr im eigenen Kopf, sondern außerhalb gespeichert – wie beim Verlust der Telefonnummern, die wir früher alle auswendig konnten. Aber auch Fragen kann nur der kompetent stellten, der bereits etwas weiß – ebenso wie Antworten nur sinnvoll eingeordnet werden können, wenn sie überprüft und nicht nur geglaubt werden: z.B. ist 10 x 10 = 100 oder 1.000?

Quelle: angelehnt an einen Artikel von Christian Heinrich, Süddeutsche Zeitung, 21./22.6.2025, Nr. 140 Wissen, S. 32-33

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert