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Das traditionelle Vorkauen von Nahrung für Babys mutet angesichts moderner Säuglingsnahrung altertümlich und überholt an. Dabei ist es höchst wahrscheinlich, dass die beim Vorkauen erzeugte „Mitgift“ an Mundflora des Elternteils einen vorbeugenden Effekt insbesondere gegen die Entwicklung von Allergien bewirkt. Zu diesem Fazit gelangen deutsche Forschungsteams um Prof. Dr. med. Kirsten Beyer vom Kinderallergologischen Zentrum der Berliner Charité und PD Dr. med. Katharina Blümchen von der Uni-Klinik Frankfurt.
Vorkauen, das Zerkleinern der für das Baby bestimmten Nahrung – meist durch die Mütter -, ist eine früher weltweit und in manchen Regionen noch bis heute geübte Praxis. In westlichen Kulturen ist sie jedoch unüblich geworden; wobei in der wissenschaftlichen Literatur vor allem die Risiken betont wurden, wie die Übertragung von unerwünschten Viren wie HIV oder Streptococcus mutans, einem für die frühkindliche Karies verantwortlichem Bakterium, und anderen.
Unter der Voraussetzung der Annahme der Hygiene, wodurch die Vermeidung von Mikrobenkontakten eher zu Atopie* bereit machen sollen, könnten es jedoch auch nicht beachtete Vorteile geben, wenn die vorkauende Person gesund ist.
Die Kolonialisierung des kindlichen Verdauungstraktes mit Keimen findet ja einerseits bei der natürlichen Geburt und dann durch die Kontakte – insbesondere mit der Mutter – statt. Daher argumentieren die Autorinnen, dass der vermehrte Kontakt beim Vorkauen das kindliche Mikrobiom (= Gesamtheit der Mikroorganismen die in und auf uns leben; ca. 39 Billionen, also 39 000 000 000 000) beim Reifen unterstützen können, wodurch das sich entwickelnde Immunsystem des Kindes besser auf Attacken von krankmachenden Substanzen und Keimen vorbereitet wird. Zudem finden sich im mütterlichen Speichel bereits schützende Substanzen, die das Kind in den ersten Lebensmonaten toleranter gegenüber Nahrung werden lassen. Des Weiteren mache der Speichel die Nahrung beim Vorkauen „gefälliger“, was vor Verschlucken schütze. Außerdem würde das Baby durch das Vorkosten vor zu heißer Nahrung geschützt.
* Atopie bezeichnet eine Überempfindlichkeit, die zu allergischen Reaktionen auf normalerweis harmlose Substanzen führt.
Typische Manifestationen einer Atopie bilden sich an den Grenzflächen der Atemwege und der Magen-Darm-Schleimhaut sowie an der Haut, wie z.B. das allergische Asthma bronchiale, die allergische Rhinokonjunktivitis, atopische Dermatitis (Neurodermitis), Urticaria (Nesselsucht) und das Quincke-Ödem (eine akute bis nach 7 Tagen auftretende Schwellung der Haut). Darüber hinaus sind die Nahrungsmittelallergie sowie die Insektengiftallergie häufige Manifestationen atopischer Krankheitsbilder.
Quelle: Steiberg, A, et al.: Premastication-Review of an Infant Feeding Practice and its Potential Impact on Allergy and Microbiome Development. Allergy, 8.0.2025. DOI: 10.1111/all. 16676