Abnehmen leicht gemacht? – Vorsicht!

Ein Herz muss diesen wie jenen Körper, der oben zu sehen ist, versorgen. Die Strecken der Blutbahnen sind deutlich andere, hier wie da. Und die Gelenke müssen tragen, was da an Nahrung eingefüllt wurde.

Laut Angaben des RKI – Robert-Koch-Institut aus den Jahren 2019/2020 sind in Deutschland 46,6% der Frauen und 60,5% der Männer von Übergewicht (einschließlich Adipositas = BMI ab 30) betroffen. Fast ein Fünftel der Erwachsenen (19%) weisen eine Adipositas auf. Mit höherem Alter steigen Übergewichts- und Adipositasprävalenzen an. Adipositas =Fettleibigkeit.

Wer seinen Wohlstandsbauch wie Techmilliardär Elon Musk loswerden will, engagiert inzwischen keinen Ernährungsberater oder Personal Trainer mehr. Er lässt sich einfach das Medikament >Semaglutid< spritzen, das allerdings nur zur Behandlung von Diabetes (>Ozempic<) und Adipositas (>Wegovy<) zugelassen ist.

Die Wirkung ist vereinfacht gesagt simpel: Das künstliche Hormon GLP-1 signalisiert dem Körper „ich bin satt“.
Die Gewichtsabnahme funktioniert sehr effizient, weshalb dieses Medikament als „Gamechanger“ in der Adipositas-Therapie gilt, wie die meisten Fachleute prognostizieren.
Und das ist bitter nötig, da die Zahl der weltweit übergewichtigen Menschen beständig wächst.
Dabei sind viele dennoch fehl- oder gar unterernährt, da in der industriell gefertigten Nahrung (die eben keine Lebensmittel sind) wichtige Nährstoffe fehlen.

Was in der medizinischen Therapie zu Recht Hoffnung macht, hat zugleich auch eine gesellschaftliche Debatte um den Missbrauch von >Semaglutid< losgetreten. Denn der Hype um das Medikament kam nicht aus der Wissenschaft, sondern lag eben an den 13 Kilo, von denen Musk stolz berichtete, dass er sie abgenommen habe.
Die sozialen Medien waren wie so oft der Katalysator von vermeintlich guten Nachrichten für alle, die mal ein paar Kilo abnehmen möchten. Allein auf Tiktok verzeichneten die Hashtags #Ozempic und #Wegovy mehr als 600 Millionen Aufrufe.
Wenn aber Menschen sich das Mittel besorgen, die überhaupt nicht den Kriterien für die Verschreibung entsprechen – siehe Elon Musk – kann das schwerwiegende Folgen haben.

Nach der Lektüre des langen Textes kann man sich schon fragen, wie viele Leserinnen und Leser wohl dieser Schleichwerbung für ein verschreibungspflichtiges Medikament ohne eine Indikation auf den Leim gehen.
Dies ist die gefährliche Lifestyle-Komponente eines für die Adipositas-Therapie Erfolg versprechenden und wichtigen Medikamentes. Das Schönheitsmerkmal Schlanksein wird für den mit sich unzufriedenen, aber Normalgewichtigen zu einem Wunsch, der nun viel einfacher zu erreichen scheint.
Dieses Schönheitsideal verfängt fatalerweise gerade bei Kindern und Jugendlichen, auch weil sie sich stark über die sozialen Medien informieren.
Die Zielgruppe für den Missbrauch ist unter Jugendlichen groß: Vergangene Woche vermeldete die Kaufmännische Krankenkasse, dass die Zahl der Jugendlichen mit Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie bundesweit gestiegen ist.
Vergessen sollte man auch nicht, dass der Hunger nach dem Absetzen von >Semaglutid< schnell wieder da ist und damit auch die verlorenen Pfunde, meist noch mehr als zuvor – der berühmte Jo-Jo-Effekt.

Diese Behandlung mit dem Medikament >Semaglutid< ist wohl eine Lebenstherapie. Einmal => immer!

Bild: Allgemeinarzt-online, Übergewicht und Adipositas, Prof. Dr. med. Werner Richter, 06.03.2017
Um wieviel mehr muss das Herz bei unterschiedlichem Körperbau arbeiten!

Quelle: Robert Koch-Institut 2021, Studie GEDA 2019/2020-EHIS; Statistika
Bild Jo-Jo-Effekt: centrtkani.ru
Quelle: Michael Schmedt, Chefredakteur: Therapie missbrauchtDtsch Arztebl 2023; 120(19): A-841 / B-717

Medikamente

nicht warten „bis das Kind in den Brunnen gefallen ist“.

Foto: Flickr

Wir nehmen Medikamente ein, weil wir uns davon einen positiven Effekt im Körper versprechen. Das funktioniert meist, wie gewünscht. Allerdings haben Medikamente und andere Dinge, die wir dem Körper zuführen, neben den erwünschten Wirkungen auch Nebenwirkungen, die unerwünscht sind. Oft gilt: Die Dosis macht das Gift – oder auch der MIx.

Wie gut ein Arzneimittel wirkt, hängt von der Substanz, von Geschlecht, Alter, der Körpergröße, dem Gewicht, von der Zeit der Einnahme wie auch von anderen individuellen Faktoren ab; aber auch von den anderen Medikamenten, die noch mit eingenommenen werden.
Spätestens ab 60. Lebensjahr, nehmen die meisten Deutschen 2 – 7 unterschiedliche Medikamente; zum Teil in Eigenregie, da Wirkstoffe auch frei verkäuflich erworben werden können. Ab 3 Wirkstoffen gleichzeitig kann selbst ein Mediziner kaum noch deren Wechselwirkung im Stoffwechsel voraussagen. Solch ein Wirkstoffmix verhält sich dann vielfach ganz anders als geplant. Nur weil etwas bei der Nachbarin wirkt, muss es nicht das Gleiche auch im eigenen Organismus tun; und besonders genau sollte man bei Arzneimitteln hinschauen, die in den Medien beworben werden – warum wohl? Weil die Ärzte keine Ahnung haben? Oder lässt sich an den ahnungslosen Konsumenten so gut verdienen – ohne Rücksicht auf Verluste? In deutschen Krankenhäusern sterben jährlich rund 58.000 Menschen an den Folgen unerwünschter Medikamentenwirkungen. Rund die Hälfte der Fälle geht auf falsch verschrieben Medikamente zurück, die andere Hälfte auf Selbstmedikation.

Entscheidend dafür, wie ein Präparat wirkt oder welche Nebenwirkungen entstehen, ist immer die jeweilige Verstoffwechselung im Körper und wie schnell und gut die Medikamente abgebaut werden (Bioverfügbarkeit).
Im Alter wirken Medikamente oft stärker als bei jüngeren Menschen. Das liegt zum Teil daran dass der Wasseranteil im Körper ab dem 50. Lebensjahr meist verringert und der Fettanteil erhöht ist. Daher wirken Arzneimittel, die sich über das Körperwasser verteilen, bei gleicher Dosis rascher. Auch die Abnahme der Leistungsfähigkeit der Niere ist ein Einflussfaktor, über den die wirksamen Metabolite langsamer ausgeschieden werden, die Wirkung verstärkt sein kann.

In der PRISCUS-Liste der Uni Witten/Herdecke sind die Wirkstoffe aufgelistet, die im Alter besser vermieden werden sollten – ebenso wie Alternativen. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an – insbesondere, wenn Sie den Eindruck haben, dass bei Ihnen nicht alles nach Plan läuft.

Quellen: Ingo FroböseDer Stoffwechsel-Kompass, RP-online

Medikamente sicher einnehmen

Auch hier sind oft viele Medikamente enthalten

Nicht nur in Medikamenten oder Kontrastmitteln beim Röntgen, auch in anderen Produkten sind Arzneistoffe zu finden.
Zudem werden, gut beworben, auch über den freien Verkauf Medikamente eingenommen, über deren Wirkung und Wechselwirkungen sich der Laie oft keine Gedanken macht. Das kann lebensgefährlich sein.
Allein in deutschen Krankenhäusern sterben jährlich rund 58.000 Menschen an den Folgen unerwünschter Medikamentenwirkungen. Rund die Hälfte der Fälle geht auf falsch verschriebe Medikamente und Selbstmedikation zurück.

Medikamente nach Vorschrift einnehmen ist oft nicht so einfach – ist aber für eine erfolgreiche Behandlung wesentlich.
„Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und / oder Apotheker“, vor allem aber mit Ihrem Hausarzt, bei dem alle Informationen über Ihren Gesundheitszustand und das, was Sie zu sich nehmen, zusammenlaufen sollten.

Darauf achten: mögliche Ursachen für unkorrekte Einnahme von Medikamenten:
Mehr lesen dazu auf unserer Medizin-Seite

Quelle: GesundheitsKompass Nr. 1, Jan. 2021;
Foto: Lindemann

Covid-Medikament schützt vor schwerer Erkrankung

Einer neuen Studie zufolge soll ein Antikörper-Medikament AZD7442 des Pharmakonzerns Astrazeneca das Risiko einer Corona-Erkrankung bei bereits Infizierten um 77 Prozent reduzieren. Schwere Fälle seien bei den knapp 5800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Studie überhaupt nicht aufgetreten, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Bild: pharmaphorum.com

Das Medikament besteht aus zwei Antikörpern, die im Labor gezüchtet wurden. Seine Entwickler hoffen, dass es parallel zu den Impfstoffen für diejenigen eingesetzt werden kann, die mehr Schutz benötigen. Demnach könnte es bis zu 12 Monate schützen.

Die beiden Antikörper wurden von B-Zellen menschlicher Spenderinnen und Spender abgeleitet, die Covid-19 überstanden haben. Die B-Zellen gehören zu den weißen Blutkörperchen und sind Zellen des menschlichen Immunsystems, die bei einer erneuten Infektion mit einem Erreger schnell wieder massenhaft Antikörper produzieren können.

Ein Medikament, das sofort wirkt, hätte gegenüber einer Impfung Vorteile, denn die braucht einige Wochen, bis ein vollständiger Schutz aufgebaut ist. Wer aber nachweislich dem Virus ausgesetzt war, beispielsweise bei einer nahen Begegnung mit einem Infizierten, für den kommt eine Impfung zu spät. Und genau dort soll das Medikament greifen. Es soll innerhalb von acht Tagen nach einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus helfen.

Quellen
ntv
Frankfurter Rundschau
mdr

Neues Covid-Medikament schützt vor schweren Folgen

Einer neuen Studie zufolge soll die Wirkung eines Antikörper-Medikamentes bis zu einem Jahr anhalten. 
Der Name des Medikamentes ist Molnupiravir.

Molnupiravir
(Foto: via REUTERS)

Der US-Hersteller Ridgeback Biotherapeutics hatte das Präparat von der Emory (Privat-)Universität in Atlanta erworben. Inzwischen hat der Hersteller Merck aus Kenilworth bei New York die Lizenz übernommen. Merck untersucht Molnupiravir derzeit in mehreren internationalen Phase 3-Studien in 170 Zentren (mit deutscher Beteiligung). 

In der Studie hatten Forscher an der University of Atlanta zunächst die Wirksamkeit bei der Influenza (Grippe) untersucht. Sie erwies sich als äußerst effektiv.
Als Corona auftrat, verelegte man die Forschung auf diese Krankheit. Behandelt wurden Patienten, die nur milde an COVID-19 erkrankt waren. Nach 5 Tagen waren alle Patienten, die Tabletten mit 400 mg oder 800 mg Molnupiravir eingenommen hatten, virusfrei.
Bei einer Zwischenanalyse Anfang August stellte sich heraus, dass Molnupiravir das Risiko einer Krankenhauseinweisung oder eines Todesfalls bis zum Tag 29 um etwa 50 % gesenkt hatte. Es gab es keine Todesfälle.

Der Einsatz von Molnupiravir dürfte wie bei Remdesivir auf Patienten mit milden bis mittelschweren Symptomen beschränkt werden, deren Krankheitsbeginn nicht länger als 5 Tage zurückliegt. In fortgeschritteneren Stadien scheint Molnupiravir keine Vorteile zu bringen. 

Auch bei der Grippe scheint das Mittel sehr wirksam zu sein. Wegen Corona wurden die geplanten Studien aber unterbrochen. Es gab aber bereits Ergebnisse bei Versuchen an Frettchen und an Primaten (Affen).
Frettchen wurden innerhalb weniger Tage von einer Influenza kuriert.

Die US-Regierung hat sich Anfang des Jahres bereits eine Kaufoption für 1,7 Millionen Behandlungen gesichert. 


Quellen:
ärzteblatt
.apotheke-adhoc


Covid-19-Antikörper-Mix von WHO empfohlen

Die Anzahl der Medikamente, die einen schweren Verlauf der Krankheit mindern können, ist noch sehr klein.
Jetzt kommt ein neues Medikament hinzu, das allerdings sehr teuer ist. Der Name: “Renapreve
In Großbritannien kostet eine einzige Behandlung über 2300 € (2000 Pfund).

In Deutschland wird die Antikörper-Kombination ebenfalls bereits in speziellen Fällen für Corona-Patienten eingesetzt und von den Krankenkassen bezahlt. Das jetzt durch die WHO zugelassene Medikament wurde damals an Donald Trump verimpft, auch wenn es noch nicht zugelassen war. Es hat aber gewirkt. Als Hersteller werden die Firmen Roche und Regeneron genannt.
Die Britische Zulassungsbehörde hat dieses Medikament bereits zugelassen. Auch die Europäische und die deutsche Zulassungsbehörde prüfen derzeit dieses Medikament.

Die Anwendung eines Covid-19-Medikaments dient der Vorbeugung von schweren Verläufen für Hochrisiko-Patienten.
Es ist eine Antikörper-Therapie für Patienten, die nach einer Infektion keine Antikörper aufgebaut hatten. Nach dem Einsatz des Medikamentes reduzierten sich die Todesfälle um ein Fünftel.

Das Medikament besteht aus zwei verschiedenen Antikörper-Mitteln. Durch die Kombination aus zwei Antikörpern sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Therapie durch sogenannte Escape-Mutationen*) unwirksam wird.

Deutlich wird jedoch auch, dass ein Rundum-sorglos-Medikament gegen Covid-19 derzeit nicht in Sicht ist. Insgesamt sind in Deutschland derzeit 6 Medikamente in Studien, die aber frühestens 2022 zugelassen werden könnten. Diese Entwicklungen werden durch den Bund mit 150 Millionen Euro gefördert.

*) Escape-Mutation: Virus-Mutation, die den bereits erfolgten Impfschutz verringern kann


Quellen:
Foto: picture alliance/dpa
ntv

Alpakas helfen bei der Entwicklung von Covid-19 Medikamenten

Die drei Alpakastuten Britta, Nora und Xenia lieferten die Baupläne für neuartige Covid-19-Nanobodies.

Die drei beteiligten Alpakas-Stuten
Bild: MPI f. biophysikalische Chemie/ Carmen Rotte

Mit diesem Beitrag soll im Biebertaler-Bilderbogen zukünftig verstärkt auf neue Erkenntnisse in der Entwicklung von Medikamenten gegen eine Corona-Erkrankung eingegangen werden.

Unter Covid-19-Nanobodies verstehen die Wissenschaftler des Göttinger Max-Planck-Institutes neue „Mini-Antikörper“, die sich als wirksames Medikament gegen Covid-19 erweisen könnten. Diese Nanobodies lassen sich laut den Forschern kostengünstig und schnell in großen Mengen herstellen.

Bei der Herstellung der Nanobodies gegen Sars-CoV-2 halfen dem Team die drei Alpakas Britta, Nora und Xenia aus der Herde am Göttinger Max-Planck-Institut. Die Forscher injizierten den Tieren mehrmals einen Teil des Spike-Proteins des Corona-Virus, woraufhin die Alpakas Antikörper dagegen produzierten. Nach der letzten Injektion entnahmen die Forscher den Tieren eine kleine Menge Blut. Für die Alpakas war ihr Einsatz damit beendet
„Die Belastung für unsere Tiere ist insgesamt sehr gering, vergleichbar mit einer Impfung und Blutuntersuchung beim Menschen“, sagt Dirk Görlich, Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie.

Aus dem Blut der Alpakas gewannen die Wissenschaftler die Baupläne für rund eine Milliarde verschiedener Nanobodies. Daraus wurden jene Nanobodies experimentell herausgesucht, die am besten für ein Medikament gegen Covid-19 geeignet waren.
Das Göttinger Team bereitet nun die Nanobodies für den therapeutischen Einsatz vor. „Wir wollen die Nanobodies möglichst schnell für den sicheren Einsatz als Wirkstoff testen, damit sie schwer Erkrankten zugutekommen sowie jenen, die nicht geimpft wurden oder keinen effektiven Impfschutz aufbauen können“, sagt Dobblestein.

Die unten genannten Quellen informieren noch sehr viel detaillierter über die Forschungen.

Bisher wird ein Medikament punktuell eingesetzt: Remdesivir.
Hier gibt es auch bereits Erkenntnisse des Robert-Koch-Institutes


Quellen:
Labor-Praxis 9. 8. 2021
Originalpublikation (englisch)