Waldbegehung am Dünsberg

von links nach rechts: Forstamtsleiter Wettenberg Ralf Jäkel, Tim Wirt, die Biebertaler Revierleiterin Ulrike Henrich, Peter Kleiner, Gottfried Tschöp, Bereichsleiter im Forstamt Wettenberg und NABU-Vertreter Heinz-Jürgen Schmoll, Merlin Lippert, der letzte Woche die Anwärterprüfung für den gehobenen Forstdienst bestanden hat sowie Dr. Alfons Lindemann (Foto)

Wie steht es um unseren Wald?
Was ist zu tun?
Was können wir beitragen?

Am Mittwoch, den 22. 09. 2021 waren Bürgerinnen und Bürger ab 14 Uhr zum Sportplatz Fellingshausen zu einer Waldbegehung im Forst am Dünsberg eingeladen. Leider kamen, vielleicht auch wegen der Uhrzeit, nur wenige.
Dabei ist das Thema Wald, gerade in Zeiten des Klimawandels ein wichtiges Thema. Denn Bäume speichern CO² aus der Luft. Werden Bäume aus der heimischen, naturnahen Waldbewirtschaftung, z.B. als Bauholz, genutzt, bleibt das CO² für Jahre, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte dem Kreislauf entzogen; und es werden weniger Hölzer aus fernen Ländern – oft mit weniger Naturschutz – importiert (was allerdings dennoch notwendig ist, da unser Holzeinschlag den Bedarf im Land nicht decken kann).
Wichtig für uns ist der Wald auch als Wasserspeicher, als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, als Erholungsraum für uns Menschen. Das wurde aktuell in der Corona-Krise noch einmal sehr deutlich. In puncto Freizeitgestaltung hatten wir dann auch gleich eine gefährliche Begegnung mit einem Mountainbike-Fahrer, Stöpsel im Ohr, Musik hörend, raste er auf einem der verbotenerweise angelegten Trails bergab beinahe in unsere Wandergruppe hinein. Das, obwohl vor Kurzem eine Beschilderung zur Entzerrung von Wander- und Radlerstrecken am Dünsberg zwischen Hessen Forst, AMC Rodheim Bieber und Gemeinde entwickelt wurde.
Auch die Interessen von Forst und Jägerschaft stehen oft gegeneinander, da das Wild durch Verbiss und Schälschäden an jungen Bäumen einen erheblichen Schaden anrichtet – Kosten, die letztlich von der Allgemeinheit getragen werden müssen. Herr Jäkel berichtete von Schätzungen einer Wilddichte an Rotwild von 1-2 auf 100 ha, während konkrete Zählungen per Wärmebildkamera eine reale Anzahl von 12-20 ergeben hätte. Unzureichende Jagd oder ungünstige Abschusspläne bewirkte jedoch diese relative Überbevölkerung. Ähnliches treffe auch für andere Wildarten zu. Der Schutz von Aufforstungsflächen per Gatter sei teuer und personalaufwendig – Aufbau, notwendige Kontrollgänge und Pflege.
An manchen Stellen werde und wurde aktiv aufgeforstet, um den Umbau in klimatolerante Wälder zu organisieren. In vielen Bereichen wird auf Naturverjüngung gesetzt. Schon am Parkplatz oberhalb des Fußballfeldes konnte Frau Henrich zeigen, wie sich Bergahorn, Birke, Buche, Douglasie, Eiche, Kirschbäume, Linde, Robinie ohne Zutun des Menschen selbst entwickeln.
Überhaupt sei in unserem Biebertaler Forst und Staatswald – meist in kleinen Parzellen – Mischwald anzutreffen, wobei Deutschland allgemein Buchenland sei. Allerdings hätten die letzten heißen Jahre eine Schwachstelle der hohen Buchenstämme gezeigt: reißt der Wasserfluss von der Wurzel zur Krone einmal ab, sei dies nicht reparabel; die Buche stirbt. Da sei es sinnvoll, das Holz rechtzeitig zu ernten.
Im Nadelgehölz sei man da oft nicht nachgekommen. Die Hitzeschäden hätten zu einer explosiven Vermehrung von Schädlingen wie dem Borkenkäfer geführt, so dass sich ganze Parzellen in Totholz verwandelt hätten.
Ziel der Beforstung sei es naturnah zu arbeiten, viele Generationen von Bäumen nebeneinander aufzuziehen und keine anfälligen Monokulturen zu schaffen – sowie heutzutage vermutlich zukunftsfähige Baumarten einzubringen. Dabei entwickele man im Wald automatisch ein langfristiges Denken, beobachtete Frau Henrich in den inzwischen 11 Jahren ihrer Arbeit vor Ort. Das passe oft schlecht in unsere schnelllebige Zeit. Wald sei halt keine Landwirtschaft, wo in einem Jahr Raps und im nächsten Getreide gesät und geerntet werde. Im Gegensatz dazu berichtete Herr Schmoll u.a. vom Methusalem-Programm des NABU, wo die Umgebung bestimmter Bäume so organisiert wird, dass einzelne Bäume sehr alt werden, wie Methusalem. (Der wurde gemäß dem Bibelbericht 969 Jahre alt.)
Auch hatte er Kopien vom Antrag der Biebertaler CDU-Fraktion aus 1996 mitgebracht, die damals dazu geführt hatten, dass Biebertal neue Kriterien der Waldbewirtschaftung einführte. Ein Zeitungsbericht titelte damals “Gemeinde Biebertal hat hessenweit die Nase vorn“. Weiter heißt es: “Biebertal ist seit gestern Abend bundesweit die zweite und hessenweit die erste Kommune, die das Prädikat “Naturwaldgemeinde” vom Naturschutzbund Deutschland erhalten hat“. Auch wenn sich inzwischen die Kriterien etwas verändert haben, erfüllen wir hier in Biebertal noch immer die hohen Anforderungen der ökologischen Waldbewirtschaftung.
Um der Bevölkerung noch mehr Informationen über die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit einer Kreislaufwirtschaft in unseren Wäldern, auch im Sinne des Naturschutz und als wichtiger Beitrag gegen den Klimawandel näher zu bringen, sollen in der kommenden Zeit Vorträge zum Thema organisiert werden.

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